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Unternehmen und Märkte

TWINT macht das Rennen

Das neue Mobile-Payment-System vereint die Vorteile von Paymit und TWINT

Mobile-Payment-Lösung – Das Buhlen um die Gunst der Konsumenten hat ein Ende: TWINT, die Bezahl-App der PostFinance, spannt mit Paymit, dem von der UBS, ZKB und SIX lancierten Konkurrenzprodukt, zusammen. Die beiden Systeme werden zusammengelegt und auf eine neue Plattform migriert. Die Marke «TWINT» bleibt.

«Wir freuen uns besonders, dass es gelungen ist, die beiden Systeme zu einer Lösung für den modernen Zahlungsverkehr zu verschmelzen. Damit können wir unseren Auftrag noch besser erfüllen», sagt Susanne Ruoff. Die Post-Chefin zeigt sich zufrieden mit dem Ausgang der «ergebnisoffenen Sondierungsgespräche», die Ende März 2016 begannen. Ziel der Gespräche war die «Abklärung der Machbarkeit eines gemeinsamen, kundenfreundlichen mobilen Zahlungssystems, das rasch verbreitet und schweizweit sowohl im stationären Handel als auch bei Online-Einkäufen und weiteren Anwendungen verwendet werden kann», wie es in einer Medienmitteilung heisst.

An den Gesprächen haben insgesamt neun Unternehmen teilgenommen: Die fünf grössten Schweizerbanken Credit Suisse, PostFinance, Raiffeisen, UBS und ZKB, die Finanzinfrastrukturdienstleisterin SIX, die Detailhändler Coop und Migros sowie die Swisscom. Die Zusammenlegung der beiden Systeme soll im Herbst 2016 über die Bühne gehen. Der Betrieb wird sodann an ein eigenes Unternehmen namens TWINT AG übertragen werden.

 

Von beiden das Beste

Die Marke «Paymit» verschwindet, nicht so die Stärken der Bezahllösung: Das neue Mobile-Payment-System vereint die jeweiligen Vorteile von Paymit und TWINT. Davon sollen künftig nicht nur die Konsumenten, sondern auch Händler jedweder Couleur profitieren. Durch die Konzeption als offene Plattform ermöglicht TWINT, dass Partnerbanken – wie bei Paymit – ihre eigene Applikation im Co-Branding herausgeben. Demgegenüber haben Händler die Option, eigene Kundenkarten ins System einzubinden – eine Stärke, die von TWINT übernommen und beibehalten wird. Auch die Integration von Mehrwertleistungen wie Promotionsrabatten wird möglich sein. Wahlmöglichkeiten hat der Nutzer, wenn es darum geht, wie er seine mobile Zahlung begleichen will: Das neue System erlaubt die Anbindung eines Bankkontos, einer Kreditkarte oder einer Prepaidkarte sowie das Aufladen per Vorauszahlung.

Weiter ist beabsichtigt, dass die neue Bezahllösung kanalübergreifend zum Einsatz kommt und flächendeckend akzeptiert wird: an der Ladenkasse ebenso wie im E-Commerce, in Apps, an Automaten oder zwischen Personen. Ein hochgestecktes Ziel. Thierry Kneissler, der die Post-Tochter TWINT AG leitet und CEO des neuen gleichnamigen Unternehmens wird, ist sich der Herausforderung bewusst: «Wir arbeiten nun mit Hochdruck daran, die beiden Systeme zu migrieren und die gemeinsame Plattform allen Händlern und Endkunden im Laufe des Herbstes 2016 verfügbar zu machen.» Auch technologisch soll die Plattform offen und damit in der Lage sein, verschiedene Übermittlungstechnologien, zum Beispiel Bluetooth, QR-Code oder NFC, zu integrieren. Dasselbe gilt für die Zahlterminals: Das System werde nicht nur mit den grünen TWINT-Terminals, sondern mit den Terminals aller Anbieter kompatibel sein.

 

Alle unter einem Dach

Für den Zusammenschluss der hiesigen Anbieter von mobilen Bezahllösungen gibt es gute Gründe: Kurz vor Beginn der Gespräche machte die Nachricht die Runde, dass Apple beabsichtigt, seine eigene Handy-Bezahllösung in der Schweiz zu lancieren. Durch die Fusion sind sie nun besser für einen Markteintritt der internationalen Schwergewichte – zum Beispiel Apple Pay oder Android Pay – gewappnet.

Gemäss Medienmitteilung werden am neuen Unternehmen, der TWINT AG, die fünf grössten Banken und die SIX beteiligt sein. Die Zusammenarbeit mit strategischen Partnern wie etwa mit der Swisscom im Bereich Bankenintegration werde aufrechterhalten, heisst es weiter. Der Verwaltungsrat soll sich aus dem Kreis der Eigentümer zusammensetzen. VR-Präsident wird Jürg Weber, Division CEO Payment Services von SIX. Gibt die zuständige Wettbewerbsbehörde der gemeinsamen Mobile-Payment-Lösung ihren Segen, steht deren Umsetzung bis Herbst 2016 nichts mehr im Weg. Bis es so weit ist, können die Nutzer von Paymit und TWINT deren jeweiligen Dienste unverändert weiter in Anspruch nehmen.