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Unternehmen und Märkte

Studie zu Selbstbedienungskassen: Fazit – mehr Stress für das Verkaufspersonal

Selbstbedienungskasse bei Manor. Bild: Manor

Eine von der Gewerkschaft Unia in Auftrag gegebene Studie der Universität Bern kommt zum Schluss, dass die Folgen der Digitalisierung der Kassensysteme in den Supermärkten für die Angestellten «gravierend» seien. Mit den automatischen Kassen sparten die grossen Detailhändler Platz und Personal. Der Preis, den das Verkaufspersonal zahle, sei jedoch hoch: Es resultierten mehr Stress, eine wachsende Zahl von Aufgaben, körperliche Belastungen, eine Veränderung des beruflichen Selbstverständnisses, Zukunftsängste und eine Verschlechterung des Kundenkontakts.

Die Studie der Universität Bern befasst sich mit den «Auswirkungen des Self-Checkout und des Self-Scanning auf die Arbeitsbedingungen, die Gesundheit und das berufliche Selbstverständnis des Verkaufspersonals im Detailhandel». Sie wurde von der Unia in Auftrag gegeben und beleuchtet den Aspekt der Digitalisierung in der Detailhandelsbranche erstmals aus dem Blickwinkel des Personals.


Stress, Kontrolle und Überwachung
Die Studie zeigt, dass das Personal an den Selbstbedienungskassen immer mehr Aufgaben in immer kürzerer Zeit bewältigen muss. Insbesondere hat es die Kontrolle und Überwachung zu gewährleisten, was nicht mehr viel mit dem Beruf einer Verkäuferin oder eines Verkäufers zu tun hat. Der Stress nimmt zu und der Kontakt zu den Kunden wird schwieriger. Die Angestellten, vor allem die Frauen, sind vermehrt mit aggressivem und unangemessenem Verhalten der Kundschaft exponiert. Das lange Stehen verursacht starke körperliche Belastungen. Charakteristisch für den Kassenbereich, wo hauptsächlich Frauen arbeiten, sind ganz allgemein prekäre Bedingungen, Verträge im Stundenlohn, ausgeprägte und ungenügende Teilzeitarbeit, extreme Anforderungen an die Flexibilität, fehlende Weiterbildungen und fehlende Berufsperspektiven.


Forderungen der Unia
«Die technischen Neuerungen führen zu viel breiter gefassten Aufgabenprofilen als bisher. Das muss sich in einer Verbesserung der Arbeits- und Lohnbedingungen niederschlagen», erklärt Anne Rubin, Unia-Verantwortliche für den Detailhandel, «dies umso mehr, als die Unternehmen mit den automatischen Kassensystemen Einsparungen erzielen.»


Unterstützt durch die Unia fordere das Detailhandelspersonal, so die Unia, auch einen besseren Schutz seiner physischen und psychischen Integrität, mehr Weiterbildungen, um den Herausforderungen der Digitalisierung begegnen zu können sowie eine klare Regelung der Haftung bei Diebstahl oder Betrug durch die Kundschaft. Der Einsatz der Kassensysteme müsse den Verkäuferinnen und Verkäufern eine bessere Arbeitszeitplanung erlauben und dürfe keinesfalls zu einem Stellenabbau führen, so die Gewerkschaft.


Digitalisierung sozialer gestalten
Für die Unia ist klar, dass die Digitalisierung dem Personal zugutekommen müsse. So müssten die detailhandels-Mitarbeitenden bei der Einführung neuer Technologien oder neuer Arbeitsprozesse mitreden können. Und die Gewinne aus der Digitalisierung müssten zu einer Verbesserung der Arbeits- und Lohnbedingungen beitragen, insbesondere für die Frauen, so die Gewerkschaft. Vania Alleva, Präsidentin der Unia, betont: «Nur so kann eine soziale Digitalisierung im Dienste und zum Wohle aller erreicht werden.»