Nach einer kurzen Eröffnungsansprache durch René Graf, Präsident von Bildung Detailhandel Schweiz (BDS-FCS), ergriff in der Person von Hansueli Loosli, Präsident des Detailhandelsriesen Coop und des Telekommunikationsanbieters Swisscom, ein überaus prominenter Gastredner das Wort. Vor vollbesetzten Rängen – der Veranstaltungsraum in den Räumlichkeiten der Welle 7 am Bahnhof Bern war proppenvoll – äusserte sich der charismatische Manager in einer Diskussion mit dem Tagesmoderator zu verschiedenen Themen rund um den Detailhandel.
Angesprochen auf die Frage, ob die Berufsbildung angesichts einer zunehmenden Akademisierung an Stellenwert verloren habe, sagte Loosli: «Das Gegenteil ist der Fall.» Im heutigen Arbeitsleben brauche es eine gute Mischung aus Akademikern und praxisorientierten, gut ausgebildeten Mitarbeitenden. Wichtig sei insbesondere, dass der Berufsnachwuchs bereits in der Schule mit der ganzen Bandbreite der Digitalisierung vertraut gemacht werde. Schliesslich würden von den Nachwuchskräften heutzutage neue (digitale) Kompetenzen verlangt, aber auch Aspekte wie beispielsweise unternehmerisches Handeln, die Auswertung von Kennzahlen oder die Gestaltung von Kundenbeziehungen seien immer mehr gefordert.
Gut im Zeitplan
BDS-Geschäftsführer Sven Sievi und Petra Hämmerle, welche das Grossprojekt «Verkauf 2022+» leiten, informierten nach einer ersten grossen Pause das Plenum über den aktuellen Zwischenstand des grossen Bildungs-Reformvorhabens, bevor in einem zweiten Teil des BDS-Tags die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen von verschiedenen Workshops über «Verkauf 2022+»-Aspekte vertieft und kontrovers diskutierten.
Petra Hämmerle erklärte zum gegenwärtigen Projektstand des Reformvorhabens: «Wir sind auf Kurs! Und zwar nicht nur zeitlicher, sondern auch qualitativer, inhaltlicher Art.» Sie sei sehr zufrieden, sowohl mit den ersten Resultaten, als auch mit der «herausragenden Arbeit» aller Beteiligten in den verschiedenen Arbeitsgruppen. Hämmerle weiter: «Ich kenne keine Reform, wo die Kooperationsbereitschaft und die Diskussionskultur so hervorragend ist wie in dieser.»
Seit dem Start von «Verkauf 2022+» (siehe auch Box) im Jahr 2017 haben sich die Verantwortlichen damit auseinandergesetzt, welche Kompetenzen in Zukunft wichtig sind, was die Branchen für eine Rolle spielen und was die Ausrichtungen in den zwei Qualifikationsprofilen Detailhandelsfachleute (EFZ) und Detailhandelsassistent/in (EBA) sind. Fakt ist, dass die beiden Qualifikationsprofile bereits vorliegen. Nun sei man parallel daran, die Konzeptionen auszuarbeiten. Konkret gehe es darum, folgende Punkte umzusetzen:
- Verabschiedung der Qualifikationsprofile mit den Berufsbildern
- Erarbeitung der betrieblichen Leistungsziele
- Erarbeitung der schulischen Leistungsziele
- Erarbeitung eines Rahmenkonzepts der überbetrieblichen Kurse (üK) mit anschliessender Erarbeitung der üK-Leistungsziele in den Ausbildungs- und Prüfungsbranchen
- Konzeption eines neuen Qualifikationsverfahrens
- Konzeption der integrierten Allgemeinbildung
- E-Commerce im Fokus
Parallel dazu hat BDS-FCS mit der Schweizerischen Konferenz der kaufmännischen Ausbildungs- und Prüfungsbranchen eine ergänzende Berufsfeldanalyse zum Bereich E-Commerce durchgeführt. Durch Arbeitsplatzanalysen bei unterschiedlichen Online-Händlern wurde erhoben, welche E-Commerce-Kompetenzen die Berufe des Detailhandels und des kaufmännischen Berufsfeldes abdecken sollen und können sowie welche E-Commerce-Kompetenzen ausserhalb der Grundbildungen zu verorten sind.
Sven Sievi führte aus, dass man seitens von BDS-FCS im Bereich der Höheren Berufsbildung in Sachen E-Commerce ebenfalls aktiv werde: «Wir sind der Überzeugung, dass es Inhalte braucht, wenn es darum geht, einen Online-Shop zu gestalten und weiter zu entwickeln sowie Analysen zum Verhalten der Kunden im Online-Shop machen, und dass das alles über das Niveau der Grundbildung hinausgeht. Aus diesem Grund werden wir bei der Höheren Berufsbildung, so etwa bei den Detailhandelsspezialisten, eigens mit einem E-Commerce-Modul ansetzen.»
www.bds-fcs.ch