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Unternehmen und Märkte

Onlinehandel boomt in der Schweiz ohne Ende

Patrick Kessler, Präsident des VSV (Verband des Schweizerischen Versandhandels), anlässlich der Medienkonferenz am 1. März 2017 in Zürich. Bild: Robert Altermatt

Der Online-Handel in der Schweiz hat auch im vergangenen Jahr weiter zugelegt. Schweizer Konsumenten kauften 2016 für 7.8 Milliarden Franken im Internet ein, das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 8,3 Prozent. Besonders häufig online bestellt wurden Heimelektronik-Artikel und Kleider. Die Verlagerung des stationären Handels hin zum Online-Handel geht somit unvermindert weiter.

Der Verband des Schweizerischen Versandhandels (VSV) hat gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut GfK und in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Post eine aktuelle Gesamtmarkterhebung für den Online- und Distanzhandel in der Schweiz durchgeführt. An der Präsentation vor Medienschaffenden am 1. März in Zürich wurde erklärt, dass die Verlagerung vom stationären Geschäft zum Online-Handel in der Schweiz in rasantem Tempo weitergeht. Zudem gewinnt der grenzüberschreitende Online-Handel massiv an Bedeutung. Die Online-Auslandseinkäufe nahmen im Jahr 2016 um stolze 18 Prozent zu. Seit 2012 haben sich die Einkäufe im Ausland verdoppelt, nicht zuletzt beispielsweise wegen des Modeanbieters Zalando. Aber auch der chinesische Internethändler Aliexpress konnte seine Marktanteile stark ausbauen. Diese und weitere Einschätzungen der Marktsituation nahmen Patrick Kessler (Präsident des VSV) und Thomas Hochreutener, Direktor Handel bei der GfK Switzerland AG, vor.

Die wichtigsten Erkenntnisse der aktuellen Gesamtmarkterhebung für den Online- und Distanzhandel in der Schweiz von VSV, GfK und der Schweizerischen Post auf einen Blick:

  • 2016 kauften Schweizer Konsumenten für 7.8 Milliarden Franken Waren und Güter online ein, das entspricht einer Steigerung von 8.3 Prozent gegenüber 2015
  • Die umsatzstärksten Sortimente sind die Bereiche Heimelektronik mit Umsätzen von 1.8 Milliarden Franken und das Segment Fashion/Schuhe mit 1.54 Milliarden Franken Umsatz
  • Die Online-Auslandseinkäufe legten überproportional um 18 Prozent zu

Im Langzeitvergleich 2010 bis 2016 gaben Schweizer Konsumenten 2.7 Milliarden Franken mehr im Online-Versandhandel aus. Fast ein Drittel dieses Wachstums fliesst dabei ins Ausland. Besonders beachtenswert: Seit 2012 haben sich die Online-Einkäufe im Ausland damit verdoppelt. 2016 wurden in der Schweiz Waren für 7.8 Mrd. CHF von Privatpersonen im Online-Versandhandel bestellt:

  • 5.75 Milliarden Franken von Privatpersonen über Unternehmen (B2C) in der Schweiz
  • 1.3 Milliarden Franken Onlineeinkäufe von Schweizern im Ausland (B2C/C2C)
  • 0.75 Milliarden Franken über Auktionsplattformen/Marktplätze (C2C)

Der Online- und Versandhandel wächst damit erneut stärker als der klassische Handel. Während im Food/Near Food erst 1.9 Prozent des Gesamtvolumens online eingekauft werden, bestellen die Schweizer Konsumenten Waren aus Non-Food Sortimenten bereits zu 15.3 Prozent online. Die Studienverfasser gehen davon aus, dass spätestens 2019 rund 20 Prozent der Non-Food-Einkäufe online erfolgen. Insbesondere in den Non-Food-Sortimenten ist die Verschiebung von stationärem Einkauf zum Online-Einkauf frappant. Der stationäre Non-Food-Handel hat in den letzten sechs Jahren 8.3 Milliarden Franken an Umsatz eingebüsst, die Online-Einkäufe im Non-Food-Segment haben hingegen um 2.4 Milliarden Franken zugelegt. Die Preistransparenz und hohe Produkteverfügbarkeit im Online-Handel sind Treiber dieser Entwicklung.

«Online-Handel hat den klassischen Versandhandel abgelöst»
VSV-Präsident Kessler resümierte: «Der Online-Handel wächst bei stagnierenden Retailumsätzen. Stichwort Cross border: Die Online-Auslandseinkäufe legen überproportional zu.» Kessler sagte weiter, dass man damit rechne, dass das Online-Wachstum zwischen 7 und 10 Prozent betragen werde. Insbesondere sei ein enormer Wettbewerb mit neuen, grossen Playern zu erwarten. Kessler: «Das chinesische Internet-Handelsunternehmen Aliexpress und andere ausländische Anbieter fluten die Schweiz bereits heute mit Paketen.» Ausserdem gehe der Trend im Online-Versandhandel immer mehr in Richtung einer Polarisierung. Heisst ausgedeutscht: Ein paar wenigen Giganten wie Amazon oder Zalando werden künftig immer mehr Nischenanbieter gegenüberstehen.

Während die Online-Händler positive Zahlen und Wachstum verzeichnen, geraten die stationären Händler mit ihren Verkaufsläden immer mehr ins Hintertreffen. Laut Thomas Hochreutener von der GfK büssten die Geschäfte, die keine Nahrungsmittel verkaufen, im vergangenen Jahr rund 8 Milliarden Franken an Umsatz ein. Für die Schweizer Online-Händler ist klar, dass die Verlagerung ins Internet weitergehen wird – mit deutlich spür- und sichtbaren Konsequenzen für die Innenstädte. «Läden, insbesondere an B- und C-Lagen, werden immer mehr geschlossen. Und Flächen stehen länger leer», sagte VSV-Präsident Kessler weiter. Und Thomas Hochreutener hielt am Schluss der Veranstaltung fest: «Der Online-Handel hat den klassischen Versandhandel abgelöst.»