Die bereits zum elften Mal durchgeführte Gesamtmarkterhebung für den Online- und Distanzhandel in der Schweiz brachte zu Tage, dass spezifisch elektronische Geräte bei den Konsumenten besonders beliebte Online-Güter für den Heimgebrauch sind. In der Heimelektronik wird mittlerweile jeder dritte Umsatz-Franken online umgesetzt. Dies ist eine von vielen (interessanten) Erkenntnissen der Studie, die wie üblich vom Verband des Schweizerischen Versandhandels (VSV), dem Markforschungsinstitut GfK Switzerland und der Schweizerischen Post gemeinsam realisiert wurde.
Heimelektronik boomt online
Vor Medienschaffenden erklärten Patrick Kessler (Präsdient des VSV) und Luca Giuriato (Client Business Partner bei GfK Switzerland), dass Schweizer Konsumenten 2018 für insgesamt 9,5 Milliarden Franken Waren und Güter im Internet bestellt haben. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies wiederum einer Zunahme um happige zehn Prozent. Die umsatzstärksten Sortimente sind Heimelektronik mit 2,1 Milliarden Franken und Fashion/Schuhe mit 1,8 Milliarden Franken. Was besonders auffällt, ist der Fakt, dass bei der Online-Heimelektronik im wahrsten Sinne des Wortes die Post abgeht. Patrick Kessler hierzu: «Für mich hat der Bereich der Heimelektronik in Bezug auf den Online-Handel ganz klar Symbolcharakter. Jeder dritte Franken im Heimelektronik-Bereich wird online verkauft. Zwischen 2011 bis 2018 hat in diesem Segment eine Verdoppelung stattgefunden. Im Moment konstatieren wir zwar eine leichte Abflachung, aber wenn wir mit Experten reden, so ist mittelfristig in der Schweiz ein Online-Anteil bei der Heimelekronik von 40 bis 50 Prozent durchaus vorstellbar».
Webrooming vs. Showrooming
In der Langzeitbetrachtung zwischen 2010 und 2018 wird laut der aktuellen Ausgabe der Studie ersichtlich, dass Schweizer Konsumenten ihre Online-Ausgaben um beachtliche 4,4 Milliarden Franken gesteigert haben. Besonders signifikant: seit 2010 haben sich die Online-Einkäufe im Ausland vervierfacht. Eine weitere Erkenntnis der aktuellsten Gesamtmarktanalyse des Schweizer Online-Handels ist, dass mittlerweile sehr viele stationäre Käufe online vorbereitet werden. Das sogenannte «Webrooming» kommt viel häufiger vor als das viel beklagte «Showrooming» (zuerst die Produkte stationär betrachten, später dann online kaufen).
Non Food ist online-affin
Von den insgesamt 9,5 Milliarden Franken, die Herr und Frau Schweizer für Waren im Online-Versandhandel bestellt haben, entfallen 7,6 Milliarden Franken auf Privatpersonen, die über Unternehmen (B2C) und Marktplätze/Plattformen in der Schweiz bestellt haben. Die restlichen 1,6 Milliarden Franken betreffen Online-Einkäufe von Schweizern im Ausland (B2C/C2C). Der Online- und Versandhandel wächst damit erneut stärker als der klassische Handel. Während im Food/Near Food erst 2,5 Prozent des Gesamtvolumens online eingekauft werden, bestellen die Schweizer Konsumenten Waren aus Non Food-Sortimenten bereits zu 16 Prozent online. Die Studienverfasser gehen davon aus, dass bereits im Jahr 2020 rund 20 Prozent der Non Food-Einkäufe übers Internet erfolgen.
Paket-Flut aus Asien
Seit 2010 haben sich die Online-Einkäufe im Ausland vervierfacht. Ein Grund dafür ist die Flut von Kleinpaketen aus Asien. Allein gegenüber 2017 ist die Zahl an Kleinsendungen um über ein Drittel angewachsen. Laut der Markterhebung wurden im Jahr 2018 rund 33 Millionen Kleinwarensendungen, zumeist ohne Mehrwertsteuer- und Zollabgaben, in die Schweiz eingeführt. Mit 23 Millionen Kleinpaketen stammt die grosse Mehrheit davon aus Asien – speziell aus China. Laut Kessler ist das eine grosse Herausforderung für den Schweizer Handel. Kessler sagte, dass diesbezüglich der Gesetzgeber gefordert sei, Massnahmen zu ergreifen (wegen der Mehrwertsteuer, Deklarationspflichten und Einhaltung von Schweizer Sicherheitsstandards).