Patrick Kessler, Geschäftsführer von Handelsverband.swiss, erklärte anlässlich eines virtuellen Mediengesprächs vor Medienschaffenden und mitbeteiligten Partnern der Initiative «Google Atelier Digital - gemeinsam Chancen nutzen», dass der Handel in der Schweiz aufgrund der Corona-Krise einen «digital shift» hingelegt habe. Insbesondere der E-Commerce habe während des Lockdowns massiv zugelegt. Kumuliert betragen die Zuwächse im Schweizer Online-Handel mehr als 30 Prozent. Neben Online-Lebensmitteln haben laut Kessler vor allem die Bereiche Multimedia, Freizeit & Hobby sowie Home & Living während des Lockdowns zugelegt. Nach wie vor problematisch präsentiere sich die Lage in den Segmenten Fashion sowie Uhren und Schmuck. Hier sind die Umsätze unverändert rückläufig.
Patrick Kessler betonte, dass die Basis für ein erfolgreiches Geschäftsmodell im (Detail-)Handel ein starker digitaler Auftritt sei. Dies habe sich insbesondere gerade auch in einer Ausnahme-Situation wie der momentanen Corona-Pandemie deutlich gezeigt. Zudem ist der E-Commerce-Experte davon überzeugt, dass sich digitale Fitness auszahlt: «Wer als Händler online gut aufgestellt ist, der kann auch stationär punkten.» Voraussetzung sei allerdings, so Kessler, dass jeder Händler bereit sei, die digitale Herausforderung anzunehmen.
Trend zum «digital shift»
Der Trend hin zum «digital shift» im Schweizer Handel sei evident, so Kessler. Der Online-Handel werde auch in den Monaten Oktober bis Dezember in der Schweiz ohne Zweifel nochmals kräftig wachsen. Dafür sorgten nicht zuletzt auch «verkaufskräftige» Termine wie der «Black Friday», der «Cyber Monday» «Single's Day» oder das generell lukrative Weihnachtsgeschäft.
Der Repräsentant vom Handelsverband.swiss erklärte ferner, dass in der Schweiz nach jetzigem Wissensstand kein zweiter Lockdown drohe: «Alle involvierten Kreise - Politik, Wirtschaft und die Konsumenten selber - werden alles daran setzen, dass es nicht zu einem zweiten Lockdown kommen wird. Andererseits ist es so, dass sich die Verhaltensmuster der Konsumenten ändern. Diese veränderten Verhaltensmuster muss der Handel entsprechend antizipieren. Klar scheint mir, dass einerseits die Verweildauer im stationären Handel mit jeder zusätzlichen Maskenpflicht in den einzelnen Kantonen kleiner wird. Auf der anderen Seite hingegen wird genau deswegen der Online-Handel davon profitieren.»
Kurzfazit seit dem Lockdown von Mitte März dieses Jahres: Der E-Commerce hat sich massiv beschleunigt, die Kundenreisen haben immer öfter zuerst im Internet begonnen. Das Zusammenspiel zwischen online und offline (Stichwort: Omni-Channel) hat sich seit Corona nachhaltig verändert. Der Einkaufsbummel verlagert sich weg von stationären Einkaufen; das Shopping wird zunehmend digital. Die Konsumenten orientieren sich vermehrt über das Internet - und sie interessieren sich im Netz auch viel stärker für neue Angebote, und sind nicht mehr nur auf gezielte Einkäufe aus. Zuguterletzt ist es so, dass die Kundschaft per se immer Online-affiner wird. Das hat vor allem demographische Gründe: einerseits wächst die Zahl der jungen «Digital natives» beständig, während gleichzeitig die Internet-Affinität der älteren Generation, der so genannten «Silver Surfer», stetig im Wachsen begriffen ist.