Die Basler Markthalle mit ihrer quirligen Atmosphäre und ihrer immer wieder aufs Neue faszinierenden riesigen Kuppel war ein stimmungsvoller – und zugleich passender Ort für die diesjährige Grossveranstaltung des Logistikclusters Region Basel. Schliesslich wurde dieser beeindruckende Kuppelbau von 1929 bis 2004 ausschliesslich als Indoor-Marktplatz für den Grosshandel mit Obst und Gemüse genutzt – eine Logistikdrehscheibe für Frischprodukte inmitten der Stadt Basel. Das 6. Cluster-Forum war in diesem Jahr dem Oberthema «Herausforderungen der Logistik im Ballungsraum Basel» gewidmet. Prof. Dr. Paul Wittenbrink, seines Zeichens neuer Projektleiter des Logistikclusters Region Basel, begleitete unaufgeregt die Referate und moderierte souverän die abschliessende Diskussionsrunde.
Vorausschauende Planung vonnöten
Martin Ruesch, Leiter der auf Mobilitäts-, Verkehrs- und Transportfragen spezialisierten Beratungsfirma Rapp Trans AG, erläuterte, dass im Grossraum Basel die Nachfrage nach Logistikdienstleistungen unverändert gross sei und der Logistikmarkt zulege. Die Bedeutung der Region Basel am gesamten Schweizer Logistikmarkt sei nach wie vor gross. Ruesch erklärte, dass relevante Logistiktrends wie etwa Globalisierung, Reduktion von Lagerbeständen, Standortkonzentration oder neue Angebote auf der letzten Meile ein Indiz dafür seien, dass der Bedarf nach Logistikflächen weiter zunehmen werde. In einer Studie für die Bau-, Planungs- und Umweltdirektoren-Konferenz der Schweiz wurden die Industrie- und Gewerbezonen in den beiden Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft auf ihre Eignung für Logistiknutzungen untersucht. Damit die Güterversorgung und die Warenentsorgung weiterhin sichergestellt ist und der Logistikstandort Raum Basel längerfristig erhalten bleibt, bedürfe es einer vorausschauenden Planung – anstelle der teilweise bisher praktizierten Verdrängung der Logistik, meinte Ruesch.
Detailhandel: Coop fährt mehrgleisig
Monika Zander vom Schweizer Detailhandelsriesen Coop bestätigte die Aussagen von Ruesch. Zander, Chefin Verkauf Basel und Umgebung, referierte über das Thema «Konsumentenverhalten in Ballungsräumen und Konzepte im Detailhandel». Als Hauptgrund bei der Wahl des Einkaufskanals gaben 37 Prozent bei einer Coop-Kundenbefragung den Standort an, bei weiteren 57 Prozent wird dieser als Grund genannt. Mit dem mit Abstand höchsten Wert ist die Standortwahl der zentrale Faktor. Zander führte weiter aus, dass der demografische Wandel ein verändertes Konsumverhalten mit sich bringe. So sei beispielsweise der Faktor Zeit, gerade im Detailhandel heute ein Luxusgut. Coop trete dem mit zwei Konzepten entgegen: Mit der Pick-up-Option und der Bestellung über die Online-Plattform Coop@home. Der konsequente Ausbau des Online-Angebots in Verbindung mit dem stationären Handel sei für Coop elementar. Der Kunde bestellt online und wählt aus, ob er die Waren zugeschickt oder diese in einer Verkaufsstelle abholen möchte (Click & collect-Prinzip). Dies sei bequem, einfach und unkompliziert.
Paketroboter, Stückgutlogistik, Frachtvelo...
Janick Mischler und Andrea Marrazzo, beide Projektmanager bei Post Logistics, der Paket- und Logistiktochter der Schweizerischen Post, zeigten in einem kurzweiligen und witzig geführten Referat innovative Lösungen auf, wie man allenfalls in Zukunft die Herausforderungen der Logistik in Ballungsräumen bewältigen kann. Mischler und Marazzo skizzierten Szenarien, bei denen künftig Waren mit Lieferrobotern und Drohen durchgeführt werden könnten. Solche speziellen Lieferformen befinden sich allerdings noch in der Testphase und sind, was etwa das Transportgewicht oder die Flugzeit betrifft, noch stark eingeschränkt einsetzbar.
Jürg Dünner, Leiter Basel des Schweizer Transportunternehmens Camion Transport, behandelte das Thema «Bündelung der Stückgutlogistik». Seine Firma arbeitet im Stückgutbereich mit einem dualen Transportsystem. Die Hauptdistanzen werden über Nacht mit der Bahn absolviert. In Umschlagzentren werden die Stückgüter auf den Lastwagen verladen und danach morgens den Empfängern zugestellt. Dünner bezeichnete das Transportkonzept Schiene–Strasse als «sehr umweltfreundlich».
Im letzten Referat der Veranstaltung führte Peter Tomasek von der Kurierfirma Metropol Kurier GmbH aus, dass sein Unternehmen mit dem Cargovelo im Ballungsraum Basel selbst temperaturgeführte Güter schnell, umweltfreundlich und kostengünstig ausliefere. Transporte mittels Lastenfahrrad seien – gerade in Zeiten, in denen immer öfter Innenstädte verkehrsberuhigt sind – eine interessante und zunehmend lukrative Alternative der City-Belieferung, so Tomasek weiter. Lediglich bei den Gütervolumnia sei Metropol teilweise eingeschränkt.
Logistikcluster Region Basel: Zwei neue Projektleiter
Der Logistikcluster Region Basel vermeldete übrigens noch Änderungen auf personeller Ebene. Nach dem (seit geraumer Zeit angekündigten) Rücktritt des langjährigen Projektleiters Markus Breisinger verfügt der Logistikcluster Region Basel nun gleich über zwei neue Projektleiter: Prof. Dr. Paul Wittenbrink und Peter Becker.
Wittenbrink konnte im elterlichen Speditionsbetrieb und in verschiedenen Positionen bei der Deutschen Bahn AG umfangreiche Management-Erfahrungen sammeln. Er gilt als ausgewiesener Kenner des nationalen und internationalen Transport- und Logistikmarkts. Als Mitglied der Geschäftsführung der SBB Cargo AG war er verantwortlich für den Bereich Marketing und Sales. Seit Ende 2006 ist Paul Wittenbrink Professor für Transport und Logistik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Lörrach. Er führt wissenschaftliche Untersuchungen durch und ist einer von drei Gesellschaftern der Firma hwh Gesellschaft für Transport- und Unternehmensberatung mbH sowie der Schwestergesellschaft hwh Beratungsgesellschaft GmbH, Luzern.
Peter Becker gilt als erfahrener Logistikexperte, der die Region Basel aufgrund seiner beruflichen Laufbahn gut kennt. Als ehemaliger Leiter Transporte bei Coop ist er mit den Prozessen und Herausforderungen des nationalen und internationalen Detailhandels bestens vertraut.