Wir treffen Michel Rahm in einem Restaurant am Zürichsee wenige Tage nachdem der Bundesrat den Lockdown gelockert hat. Und natürlich schaffen wir es nicht, wie angedacht, nur über die Erkenntnisse aus dem Jahr 2019 zu sprechen. Immer wieder unterhalten wir uns auch über die Coronakrise und deren Auswirkungen auf den Detailhandel. «Ein ausserordentlich spannendes 2020» – wie Michel Rahm die Einflüsse des Lockdowns auf den Detailhandel zusammenfasst.
Herr Rahm, was war das herausragendste Ereignis im 2019?
Es sind zwei Ereignisse. Erstens, dass wir die Umsatzschrumpfung seit 2014 erstmals wieder durchbrechen konnten. Zwar nur fein, aber wir haben wieder ansteigende Umsatzzahlen. Auf der anderen Seite, die ganzen internationalen Einflüsse aus dem Ausland, die 2019 deutlich stärker wurden. XXXLutz aus Österreich übernahm Möbel Pfister, kaufte Interio-Filialen und wandelte diese zu Mömax um. Die Migros verkaufte Globus in thailändische und österreichische Hände. Diese Disruptionen sind im 2019 deutlich stärker geworden und werden den Detailhandel sicherlich beeinflussen.
Und was passierte im Food-Retail?
Hier passierte viel in der Warenpräsentation, es wird mehr Wert auf das Erlebnis gelegt. Vegan und Nachhaltigkeit sind sicher Trends, die Treiber sind hier aber klar die Konsumenten und die Branche reagiert auf die Nachfrage. Interessant ist auch Aldi mit einer Kleinstfiliale im Bahnhof Lausanne, dies wäre vor ein paar Jahren noch nicht denkbar gewesen in Bezug auf Kanal und Ausrichtung.
Wie steht es um die Nachhaltigkeit im Retail?
Das ganze Thema bleibt weiterhin ein riesiger Trend. Der Umsatzanteil ist überschaubar aber wachsend. Denken wir zurück an die «Fridays for Future», die Klimademonstrationen der Jungen. Hier zeigen uns die Jungen klar, wo die Reise in Zukunft hingehen muss. Das sieht man z.B. am Zuwachs der Bioprodukte bei den Grossverteilern. Das zeigt der ganze Trend zu mehr Gesundheit und Körperbewusstsein: Was isst man, woher kommen die Produkte, wurden sie nachhaltig angebaut?
Digitec Galaxus hatte mit 16,1 Prozent die grösste Umsatzzunahme vom 2018 zum 2019. Die Gründe?
Digitec Galaxus hat ein sehr breites Sortiment und entwickelt sich beinahe schon zu einem neuen digitalen Warenhaus 2.0, und wächst im Jahresvergleich seit Jahren. Es sind vorallem die Discounter und die Onliner, die seit Jahren den Markt treiben und gewinnen. Digitec hat zusammen mit Galaxus anderen Marketplaces wie z.B. auch Microspot oder Brack ein riesiges neues Geschäftsfeld eröffnet. Das Rezept dazu: Nicht nur den eigenen Garten pflegen, am Beispiel anderer Anbieter, die ihre Waren über Galaxus verkaufen können. Dieses Partizipationsmodell war meiner Meinung nach der goldrichtige Schritt. Und das beweist auch, dass, wenn man sich bewegt, man damit Erfolg haben kann.
Wie schaut es beim Dreikampf Lidl, Aldi und Denner aus?
Alle drei machen ihre Sache sehr gut. Alle drei sind am Wachsen.
Es scheint, dass Lidl und Aldi vermehrt in die Stadt kommen?
Eindeutig. Es ist nicht mehr nur das Konzept des Discounters auf der grünen Wiese, möglichst in der Nähe der Autobahnausfahrt, wo dann beide um das gleiche Grundstück konkurrieren. Vielmehr sind es heute auch die Pendlerströme in der Innenstadt, vor allem abends, welche für die Discounter immer wichtiger werden.
Wie läuft es in der 2017 eröffneten Mall of Switzerland in Ebikon?
Etwas überspitzt gesagt: Gut genug zum Überleben, aber wohl nicht ganz dort wo man es sich erhofft hat. Es wird immer wieder von der Krise der Shoppingcenter gesprochen, dabei sollte man jedoch nicht vergessen: Die Shoppingcenter entwickeln sich im Schnitt mehr oder weniger in line mit dem Total Detailhandel. (...)
Liebe Leserin, lieber Leser! Das ganze Gespräch mit Michel Rahm von GfK Switzerland können Sie in der gedruckten Ausgabe Nr. 6-2020 der Unternehmerzeitung (UZ) beziehungsweise in der Zeitschrift HANDEL HEUTE (Ausgabe Nr. 3-2020) lesen und weiterverfolgen. Das Interview lässt sich auch in den entsprechenden E-Papers der Unternehmerzeitung und von HANDEL HEUTE nachlesen. Wir wünschen viel Spass bei der Lektüre.