Die 6. GfK Handelstagung stand in diesem Jahr unter dem Motto «Veränderung als Realität» und präsentierte unter anderem Highlights aus der Dokumentation «Detailhandel Schweiz 2017», welche dieses Jahr bereits zum 27. Mal erscheint. Die Diskussionen an der Tagung mit gegen 250 Teilnehmenden bewegten sich um eine Branche unter Druck. Herausforderungen sind gleichzeitig auch Chancen. Neben den Fakten zur Branche standen dieses Jahr insbesondere auch die neuen Zielgruppen im Handel im Fokus, insbesondere die sogenannten Millennials und deren veränderte Konsumgewohnheiten.
Minus 5000 offline – plus 10'000 online
Seit dem Jahr 2010 sind nach Hochrechnungen von GfK Schweiz rund 5000 Verkaufsstellen verschwunden. Im Gegensatz dazu bieten heute über 10‘000 Schweizer-Online Shops – nebst Millionen von internationalen Shops - Ihre Produkte und Dienstleistungen an. Thomas Hochreutener, Direktor Handel bei GfK, erklärte: «Die Geschwindigkeit des Ladensterbens in der Schweiz hat stark zugenommen.»
Was früher und in den letzten Jahren im Lebensmittelhandel passierte – das Lädelisterben – ist jetzt auch im Non-Food-Sektor angekommen. Zu kleine oder unklar positionierte Firmen und Marken kommen unter die Räder. Verlierer ist vor allem der Fachhandel, sowohl im Lebensmittel wie im Non-Food-Bereich. Es gibt aber auch Gewinner. Parfümerie/Körperpflege oder Optiker / Hörgerätehändler profitieren. Auch die Discounter eröffneten neue Verkaufsstellen und die Convenience- und Tankstellenshops legten um rund 11 Prozent zu.
Rabattschlacht ohne Ende
Hochreutener erklärte ausserdem, dass der Ausverkauf und die Dauer-Rabatte im Schweizer Detailhandel bedrohliche Ausmasse angenommen hätten. Immer häufigere und grössere Preisnachlässe führten letztlich zu einem veritablen Teufelskreis. Denn, sagte der erfahrene GfK-Handelsexperte weiter, dank dieser permanenten Rabattschlacht würden sich die Kunden instinktiv allmählich daran gewöhnen, nie mehr «normale» und angemessene Preise für ein Produkt zu bezahlen. Hochreutener plädierte dafür, dass der hiesige Detailhandel künftig von diesem – in seinen Augen ruinösen – Rabattdenken wieder Abstand nehme, was sich im Gegenzug positiv auf die Umsätze auswirke.
Detailhandel Schweiz
2016 gestaltete sich etwas weniger schlimm als das Vorjahr. Die Schweizer Wirtschaft hat den Frankenschock mittlerweile grösstenteils überwunden. So bildete sich der Umsatz im Schweizer Detailhandel um 1,5 Prozent (Vorjahr: 2,2 Prozent) auf 92,5 Milliarden Franken zurück. Vor allem im Non-Food-Geschäft ist der Preisdruck immer noch enorm, und die Marktbereinigung setzt sich fort.
Dynamische Discounter, solide Grossverteiler
Blickt man auf die Hitliste der Lebensmittelhändler, so ist sofort ersichtlich, dass die Discounter unter allen Anbietern am besten arbeiteten. Alle drei – Denner, Aldi Suisse und Lidl – konnten ihre Umsätze gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern, wohingegen die Grossverteiler und die übrigen Food-Detaillisten stagnierten.
Migros und Coop verbleiben unangefochten an der Spitze. Am eindrücklichsten bewegte sich erneut Lidl nach vorne. Die Nummer drei unter den Schweizer Lebensmitteldiscountern rückte von Platz zwölf auf den neunten Rang vor. Mit einer Umsatzzunahme von über zehn Prozent auf 960 Millionen Franken übertrumpfte Lidl alle Konkurrenten. Noch mehr Plätze machte Elektronikspezialist Interdiscount gut, der von Rang 15 auf den zehnten Platz aufstieg. Im Non-Food-Markt konnte die Coop-Tochter Fust um zwei Prozent zulegen.
Verdrängungskampf setzt sich fort
Der Verdrängungskampf setzt sich auch 2017 weiter fort: In den ersten fünf Monaten des Jahres erzielte der Schweizer Detailhandel einen leichten Umsatzrückgang von minus 0,3 Prozent. Zusätzlich zum Einkaufstourismus, der auf hohem Niveau stagniert, gehört die Digitalisierung zu den grössten Herausforderungen der Detailhändler. Im Distanzhandel (Online- und Versandhandel) wurden 2016 bereits 7,8 Milliarden Franken umgesetzt – über 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Klar ist: die Volumina im Netz wachsen zulasten des stationären Handels. Behaupten werden sich diejenigen Marktteilnehmer, die On- und Offline effizient miteinander verknüpfen und den Trend zur Digitalisierung individuell und punktuell zu nutzen wissen.