Der Schweizer Detailhandel gehört laut GfK zu einer der wenigen Branchen, die sowohl 2020 als auch 2021 gewachsen ist und somit positiv zur Entwicklung der Gesamtwirtschaft beigetragen hat. Insgesamt wuchs der Schweizer Detailhandel im Jahr 2021 erneut um 3,3 Prozent und überschreitet mit einem Umsatz (ohne Treibstoffe) von total 102.3 Mrd. Schweizer Franken erstmalig die 100-Milliarden-Marke. Im Jahr 2021 haben im Retail insbesondere die Segmente im Non-Food Bereich profitieren können, fünf Prozent mehr gegenüber Vorjahr.
Schweizer Detailhandel 2021: Top 10
Nach Umsatzwachstum im Jahr 2020 brachte auch das Jahr 2021 vielen Schweizer Händlern erneut die Möglichkeit für den Ausbau beziehungsseise für eine Stabilisierung der Ergebnisse aus dem Vorjahr. Auf Basis der publizierten Nettoerlöse auf Stufe Konzern lag Coop im Jahr 2021 bei rund 30,7 Millarden Franken, Migros erwirtschaftete 28.9 Millarden Franken.
Aus Sicht Detailhandel Schweiz auf Stufe Konzern (ohne Brennstoffe und Konsolidierungen) liegt Migros vor Coop, gefolgt von der Fenaco-Gruppe (zu der unter anderen Volg und Landi gehören). Wird die Perspektive auf Einzelformate gewechselt, so belegen im Ranking die Supermärkte von Migros, gefolgt von Coop (jeweils inklusive deren Online-Shops migros.ch und coop.ch) und Denner (inkl. Denner-Partnerbetriebe) die ersten drei Plätze.
Die zwei am stärksten wachsenden Formate 2021 sind ebenfalls im Besitz der Migros und Coop: Auf Platz vier folgt Digitec Galaxus (gehört ebenfalls der Migros), der grösste reine Schweizer Online-Händler, mit einem Plus von 14,4 Prozent. Auf Platz zehn folgt der grösste Schweizer Do-it-yourself-Händler Coop Bau + Hobby/Jumbo mit einem Plus von 36,6 Prozent. Hier stammt das starke Wachstum unter anderem auch aus der Integration der Jumbo-Filialen zu Coop.
Non-Food-Märkte
Nach einer starken Performance des Food-Markts im Jahr 2020 führten uunter anderem die Wiedereröffnungen der Restaurants und wieder eingesetzter Reisetätigkeit zu einer Abflachung der Umsätze.
Die meisten Bereiche liegen Ende des Jahres kumuliert betrachtet weitestgehend über dem Vorjahresergebnis, wobei ein Sättigungseffekt insbesondere bei langlebigen Gütern zu beobachten ist. Do-it-yourself (DIY) liegt in Bezug auf kumuliertes Wachstum am Jahresende 2021 an der Spitze und legt in den meisten Bereichen von Do-It und Garten weiter zu.
Äusserst positiv verlief der Bereich Freizeit: Bei Sport liegen 2021 die Fitness-Hartwaren und Home Trainer, alles rund um den Radsport, wintersportrelevante Warengruppen sowie die E-Bikes weiter im Trend. Bei Spielwaren konnte in den meisten Teilbereichen deutlich ausgebaut werden. Zu Weihnachten erfreuten sich auch Spielwaren im hochpreisigen Segment einer verstärkten Nachfrage. Aufgrund vermehrter Reisetätigkeit im zweiten Halbjahr 2021 konnten auch bei Reisegepäck Zuwächse realisiert werden.
Die Erholung im Bekleidungsmarkt machte sich mit einem deutlichen Plus im Gesamtjahr bemerkbar.
Der Einrichtungsmarkt wuchs ebenfalls. Zu den am besten laufenden Produkten 2021 zählen vor allem Garten- und Büromöbel, Geschirr sowie auch Saisondekorationen und Partyartikel.
Die Heimelektronik hatte weltweit ein Rekordjahr, dennoch ist eine Sättigung zu erkennen. Während einige Dauerperformer des Vorjahres wie etwa Notebooks oder Flachbildfernseher einen Rückgang verzeichnen, legen Produktgruppen wie Videospielkonsolen, Grafikkarten und PC-Kameras per Ende 2021 aber weiter zu.
Inlandeinkäufe Online weiter im Wachstum
Der Konsum im Online-Handel wächst insgesamt um knapp zehn Prozent beziehungsweise 1,3 Milliarden Franken. Die Inlandeinkäufe auf .ch-Domains wachsen 2021 erneut um knapp zwölf Prozent, während der Anteil der Auslandseinkäufe seit zwei Jahren stagniert. Besonders erwähnenswert ist der Bereich Heimelektronik, hier wurde 2021 jeder zweite Franken online ausgegeben.
Second-Hand im Trend
Globale Logistikengpässe und ein weiterhin beschleunigter Trend zu Nachhaltigkeit führen dazu, dass die Bereiche Refurbished und Second-Hand derzeit eine erhöhte Nachfrage erfahren. Vor allem jüngere Konsumenten und Befragte aus grösseren Haushaltungen mit mehreren Kindern suchen verstärkt nach Produkten aus den Bereichen Refurbished und Second-Hand.
Besonders stark nachgefragt sind Bekleidung und Schuhe sowie Möbel- und Einrichtungsgegenstände. Im Bereich der technischen Geräte werden von den Befragten besonders Haushaltskleingeräte, wie beispielsweise Küchenmaschinen oder Mixer gebraucht gekauft.
Ausblick 2022
Die Märkte haben aktuell mit verschiedenen globalen Einflüssen zu kämpfen. Weitere Unterbrechungen von Lieferketten, Rekordsteigerungen bei den Energiepreisen und die Verknappung der Waren in vielen Bereichen führen zu einem Anstieg der Inflationsraten. Der Ukraine-Krieg hat zudem massive Einflüsse auf die reguläre Versorgung der Märkte mit Getreide und zusätzlich auf den Automobilbereich, der in der EU insgesamt 6,5 Prozent der Arbeitskräfte umfasst.
Unter diesen Voraussetzungen und unter dem Einfluss globaler Unsicherheitsfaktoren ist eine Prognose für den Schweizer Detailhandel für das Jahr 2022 derzeit schwierig. Nach aktuellem Kenntnisstand wird für 2022 ein leicht rückläufiger Umsatz prognostiziert, der aber noch über dem Niveau des vor Pandemiejahres 2019 liegen dürfte.
Die Dokumentation Detailhandel Schweiz ist hier zu finden.