Die beschauliche thurgauische Ortschaft Tägerwilen verfügt mit dem «Kilo + Gramm» seit Neuestem nicht nur über einen neuen gastronomischen Fixpunkt, sondern auch über ein innenarchitektonisches Bijoux. In den Räumlichkeiten der ehemaligen Metzgerei Baer an der Bahnhofstrasse 4 in Tägerwilen, in denen sich das «Kilo + Gramm» nun befindet, war einst neben einem Metzgereibetrieb unter anderem auch ein Schlachthof angesiedelt, der im hinteren Teil der Immobilie platziert war. In den letzten Jahren waren jedoch sowohl die Metzgerei wie auch der Schlachthof geschlossen, die Räumlichkeiten harrten ungenutzt einer neuen Verwendung.
Regional und nachhaltig
Hanspeter und Yvonne Baer, gemeinsam mit Georg Felber Initianten und Gründer von «Kilo + Gramm», waren sich seit längerer Zeit einig, dass den Räumlichkeiten der ehemaligen Metzgerei unbedingt wieder neues Leben eingehaucht werden müsse. Gesagt, getan. Seit Kurzem präsentiert das «Kilo + Gramm» in einem wunderbaren Ambiente seiner Kundschaft Fleisch, frisches Gemüse sowie Käse- und Broterzeugnisse. Und das alles regional und nachhaltig. So achten die «Kilo + Gramm»-Gründer darauf, mit ausgewählten Anbietern aus der umliegenden Region zusammenzuarbeiten und die qualitativ hochstehenden und aus fairer Produktion stammenden Lebensmittel von regionalen Produzenten zu beziehen. Beim Fleisch gilt der «Nose-to-tail»-Ansatz, also möglichst sämtliche Bestandteile eines Tiers zu verwerten.
Mehr Verkaufsfläche
Für die bauliche und konzeptionelle Umgestaltung der einstigen Metzgerei Baer zeichnete das aufstrebende Retail-Architektur-Büro Gala Design zuständig. Gala erstellte für das «Kilo + Gramm»-Projekt das Raumkonzept, entwickelte 3D-Visualisierungen, übernahm die Ausführungsplanung sowie verantwortete in Zusammenarbeit mit den federführenden Architekten die Projektleitung.
Arber Marniku, zusammen mit Nicolas Giger Inhaber von Gala Design, erklärte im Gespräch mit HANDEL HEUTE: «Unsere Aufgabe bestand in erster Linie darin, das Bild vom umzubauenden Metzgerei- und Gastrobetrieb, welches in den Köpfen der Gründer herumgeisterte, adäquat in die Realität umzusetzen. Dabei bestand der eher aussergewöhnliche Wunsch, das neue Geschäft im hinteren Teil der Immobilie zu planen, also dort, wo früher der Schlachthof stand. Die Idee dahinter war, dort deutlich mehr Verkaufsfläche zu generieren. Dieser Wunsch der Kilo + Gramm-Initianten war insofern aussergewöhnlich, weil dort bis anhin keine Fussgängerfrequenz vorhanden war.»
Storytelling
Gala Design arbeitete in der Folge ein Storytelling rund um die Einrichtung des alten Schlachthofs aus. Und entschied sich gemeinsam mit dem Kunden dafür, mit der bestehenden Architektur, wie auch möglichst vielen bestehenden Elementen zu arbeiten und sie in das Konzept zu integrieren. Die alten und unterschiedlichen Bodenbeläge wurden belassen, wie sie waren. Wandabbrüche wurden stehen gelassen, sofern es die Hygienevorschriften erlaubten, so dass die Backsteine explizit sichtbar sind. Heute finden «Kilo + Gramm»-Kunden einen Bio-Supermarkt vor, der in einer attraktiven und erlebnisreich inszenierten Atmosphäre eines Tante-Emma-Ladens gehalten ist.
Für Arber Marniku ist dieses neue Ladenlokal in Tägerwilen insofern bemerkenswert, weil die Lokalität mit den aktuellsten Kenntnissen der Retail-Architektur geplant wurde und dabei, angefangen bei der Lichtplanung, über die Kundenführung bis hin zur Showküche nichts dem Zufall überlassen worden sei. Sein Schlussfazit: «Mit der richtigen Konzeption, Planung und Umsetzung kann ein gutes Business-Konzept auch an unscheinbarer Lage erfolgreich sein.»