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Unternehmen und Märkte

Fünf Digital-Trends, die den Handel umtreiben

Diese fünf Digitaltrends treiben den Handel 2019 um.
Grafik: Namics

Ob Online-Händler oder stationärer Handel: Die Digitalisierung prägt das Konsumverhalten. Damit die gestiegenen Erwartungen der Kunden erfüllt werden können, lohnt sich für den Retail ein Blick auf die anstehenden digitalen Entwicklungen in der Branche.

2018 war ein erfolgreiches Jahr für den Schweizer Handel. Das belegen die jüngsten Zahlen, die das Marktforschungsinstitut GfK Switzerland in Kooperation mit weiteren Partnern vorgelegt hat: So haben Schweizer Konsumenten im vergangenen Jahr Waren und Güter in Höhe von 9,5 Milliarden Franken online eingekauft – zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor.  Und mit einem Plus von 0,4 Prozent schloss auch der Detailhandel das letzte Jahr positiv ab.

 

Digitalisierung der Ladenfläche

Damit sich diese Entwicklungen auch 2019 fortsetzen, muss der Handel den digitalen Wandel weiter vorantreiben. Denn die Ansprüche der Kunden haben sich im Zuge dessen geändert: Sie wollen das Beste aus dem Online- und Offline-Shopping. Daher sollte sich der Handel für die kommenden Digitaltrends wappnen.
Die Grundlage für unternehmerischen Erfolg bildet im digitalen Zeitalter die Fähigkeit, aus Daten umgehend brauchbare Informationen zu gewinnen – und genau hier besteht Aufholbedarf. Denn bislang erhebt der Handel Daten nur sehr zögerlich in den Verkaufsräumen. Dadurch entgeht ihm enormes Potenzial, können diese Daten doch Aufschluss über die Vorlieben der Kunden, die Wirkung von Werbemassnahmen und Bewegungsmuster im stationären Handel geben. Wie das gelingt, zeigt Amazon Go: Die Supermarktkette kommt ganz ohne Kassen aus. Stattdessen checken die Kunden bequem per Smartphone ein und aus. Während des Einkaufs erfassen Kameras und Sensoren die Bewegungen sowie Handlungen der Kunden, die ein Algorithmus auswertet. Nach Verlassen des Stores wird der Betrag automatisch vom eigenen Amazon-Konto abgebucht – eine Win–win-Situation für alle Beteiligten.

 

Online- und Offline-Daten miteinander vernetzen

Daten stehen auch beim zweiten Trend im Mittelpunkt: Haben Händler welche erhoben, gilt es, sie mit anderen relevanten Informationen über den Kunden zu vernetzen, und das über alle Berührungspunkte und Kanäle hinweg. Dadurch gewinnt der Handel eine 360-Grad-Sicht auf seine Kunden – und kann sie so personalisiert ansprechen. Das verlangt nach einer ausgefeilten Strategie: Welche Daten sollen erhoben werden, was sollen sie aussagen? Über welche Plattform werden sie gesammelt beziehungsweise verknüpft? Und: Wie vollzieht sich die Auswertung? Dabei verdienen Prescriptive Analytics besondere Aufmerksamkeit. Sie liefern Handlungsempfehlungen und ermöglichen automatisierte Entscheidungsfindungen, womit sich beispielsweise Abverkaufszahlen im Rahmen einer Promotion steigern lassen.

 

Digitale Lösungen machen den Einkauf zum Erlebnis

Auch in diesem Jahr wird es für den stationären Handel darauf ankommen, das Einkaufen zum Shopping-Erlebnis mit Wohlfühlfaktor zu transformieren. Denn dieses Ambiente wird der Online-Handel auch zukünftig nicht ersetzen können. Deshalb sollten sich Händler überlegen, wie sie die Bedürfnisse ihrer online-affinen Kundschaft fokussieren können. Digitale Lösungen erweisen sich hierbei als besonders vielversprechend: So können beispielsweise Smart Screens in der Umkleide passende Accessoires zur ausgewählten Kleidung vorschlagen. Mit Hilfe intelligenter Spiegel lassen sich die Outfits über Social-Media-Kanäle mit Freunden teilen. Gefällt ein Kleidungsstück nicht, schafft ein Roboter Alternativen heran. Mit Virtual Reality hingegen können Kunden etwa Möbel und Bilder passend zur Wohnungseinrichtung aussuchen.

Bedeutend wird 2019 der Vormarsch von Global Playern wie Alibaba, Amazon und Google im B2B-Geschäft – dieser birgt für den Handel Chancen und Risiken. Beispielsweise können gerade kleinere Anbieter ihre Reichweite über diese Plattformen deutlich erhöhen, doch durch den Markteintritt dieser Weltkonzerne verschärft sich auch der Wettbewerb. Eines ist jedoch jetzt schon gewiss: An Online-Marktplätzen wie Amazon Business oder Google Shopping wird der Handel langfristig nicht vorbeikommen.

Bevor sich Händler Hals über Kopf in diese Plattformen stürzen, sollten sie Antworten auf folgende Fragen finden: Spielt die entsprechende B2B-Plattform eine Rolle für die Customer Journey? Und welche technologischen Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um an den digitalen Marktplätzen teilnehmen zu können?

 

Die System-Architektur wandelt sich

Wollen Händler die Digitalisierung erfolgreich vorantreiben, müssen sie auch ihre eigene IT-Infrastruktur modernisieren. Dabei stellt sich die Frage nach On-Premises oder Cloud Computing immer seltener, da viele Hersteller ihre Software ohnehin nur noch als Cloud-basierte Services anbieten. Diese verleihen auch dem Handel die benötigte Flexibilität und Agilität. Zudem lohnt es sich, über den Einsatz von künstlicher Intelligenz und DevOps zur Prozessoptimierung nachzudenken. Sie befähigen dazu, Angebote relevanter zu präsentieren und digitale Innovationen schneller live zu schalten. Doch unabhängig davon, welche Entscheidungen die Branche trifft, sollte sie stets den Nutzen für ihre Kunden im Blick haben – dann wird es mit dem Schweizer Handel auch 2019 weiter bergauf gehen.

Autor: Alexander Henss. Er ist Handelsexperte und Senior Principal Consultant bei Namics.

www.namics.com