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Unternehmen und Märkte

Einkaufstourismus im Ausland boomt unverändert

Der Einkaufstourismus der Schweizer Konsumenten im grenznahen Ausland ebbt nicht ab. Bild: Pixabay

Der Schweizer Detailhandel wird in diesem Jahr durch den Einkaufstourismus mehr als neun Milliarden Franken Umsatz verlieren. Dieser Befund stammt aus einer Studie des Forschungszentrums für Handelsmanagement an der Universität St. Gallen. Um den Einkaufstourismus künftig einzudämmen, würde eine Senkung der Mehrwertsteuerfreigrenze von aktuell 300 Franken auf 50 Franken den Einkaufstourismus um bis zu einen Drittel zurückbinden, so die Autoren der Studie.

Die neue Untersuchung schätzt den vom Einkaufstourismus verursachten Verlust für den Schweizer Detailhandel in diesem Jahr auf rund 9,1 Milliarden Franken. Prof. Dr. Thomas Rudolph, Dr. Liane Nagengast und Frauke Nitsch vom Forschungszentrum für Handelsmanagement an der Universität St. Gallen (IRM-HSG) haben nach 2015 auch in diesem Jahr die betroffenen fünf Schweizer Detailhandelsbranchen Lebensmittel, Drogerie, Bekleidung, Sport und Einrichtung untersucht. Im Vergleich zu 2015 steigt der Verlust des Schweizer Detailhandels durch den Einkaufstourismus in diesen Branchen um fast 10 Prozent. Betrug der geschätzte Verlust 2015 noch 8,3 Milliarden Franken, sind es 2017 bereits 9,1 Milliarden Franken. Vor allem der zunehmende Online-Einkaufstourismus stellt die Schweizer Händler vor neue Herausforderungen.

Weniger Schweizer Konsumenten kaufen mehr
Im Jahr 2017 fahren zwar insgesamt etwas weniger Konsumenten (insbesondere aus der Innerschweiz) ins Ausland zum Einkaufen, der durchschnittliche Warenkorb hat jedoch zugenommen. Insbesondere für ältere Konsumenten sei es populärer geworden, im Ausland einzukaufen. Das Einkommen spiele dabei keine Rolle.


Routine beim Einkauf im Ausland
In den grenznahen Kantonen kauft bereits mehr als die Hälfte der Schweizer Konsumenten aus Gewohnheit im Ausland ein. Besonders beliebt sind Drogerieartikel. Laut den Verfassern der Studie  sei diese Zunahme an Gewohnheitskäufen für Schweizer Anbieter «bedenklich». Wenn Gewohnheiten entstünden, seien diese langfristig nur schwer wieder zu ändern.


Online-Einkaufstourismus legt stark zu

Während 2015 nur knapp 30 Prozent der Konsumenten bei ausländischen Anbietern im Internet bestellt haben, waren es 2017 bereits 37 Prozent. Auch hier bestellen Konsumenten – vor allem aus den Kantonen der Innerschweiz – häufiger und mehr. Durchschnittlich betrachtet kaufen sie in den fünf besonders betroffenen Branchen schon 23 Prozent ihres Bedarfs bei ausländischen Online-Anbietern. Aber auch in den grenznahen Kantonen ist der Online-Einkaufstourismus stark angestiegen. Konsumenten kaufen vor allem Kleidung und Sportartikel.


Tiefere Mehrwertsteuer-Freigrenze würde Einkaufstourismus erheblich abschwächen
Wie das Forschungszentrum für Handelsmanagement an der Universität St. Gallen mitteilte, könnte mittelfristig eine Senkung der Mehrwertsteuer-Freigrenze den Einkaufstourismus eindämmen. Aktuell beträgt der Mehrwertsteuer-Freibetrag für die Einfuhr von Waren in die Schweiz 300 Franken (Nettowarenwert). Würde die Mehrwertsteuer-Freigrenze auf 50 Franken abgesenkt werden, prognostizieren die Forschenden einen Rückgang des Einkaufstourismus um bis zu ein Drittel.