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Unternehmen und Märkte

Einkaufstourismus: 11 Milliarden Franken flossen ins Ausland ab

Schweizer Konsumenten haben 2015 massiv mehr im Ausland eingekauft als zuvor: 11 Milliarden Franken waren es. Das entspricht einer Zunahme von 8 Prozent. Trotzdem, die Aussichten sind nicht schlecht: 2016 sollte sich der Schweizer Einzelhandel laut einer Studie der Credit Suisse leicht erholen.

2015 war für den Detailhandel ein äussert schwieriges Jahr. Mit der Aufhebung der Euro/Franken-Untergrenze nahmen die Auslandeinkäufe der Schweizer Bevölkerung erneut deutlich zu. Zudem verschlechterte sich die Konsumentenstimmung im Jahresverlauf.

Sowohl die realen Detailhandelsumsätze als auch die Preise und die nominalen Umsätze waren 2015 deutlich tiefer als im Vorjahr. Die Rückgänge waren im Food/Near-Food-Bereich jedoch weniger ausgeprägt als im Non-Food-Segment. Gemäss der Umfrage von Fuhrer & Hotz erreichte nur ein Drittel der befragten Händler und Hersteller ihre Umsatzziele. Jedes fünfte Unternehmen verfehlte sein Umsatzziel 2015 deutlich.

Durch die Aufhebung der EUR/CHF-Untergrenze zu Beginn von 2015 wertete sich der Franken gegenüber dem Euro kurzfristig um rund 15% auf. Im weiteren Jahresverlauf pendelte sich der Wechselkurs zwischen CHF 1.05 und CHF 1.10 pro Euro ein.

Grosse Unterschiede

Als Folge davon nahmen die Auslandeinkäufe der Schweizer Bevölkerung gegenüber dem Vorjahr deutlich zu, nachdem sie sich während mehrerer Jahre auf hohem Niveau stabilisiert hatten. Am stärksten war der An- stieg in Deutschland – der wichtigsten Region für den Schweizer Einkaufstourismus. Auch die Auslandeinkäufe im Internet dürften 2015 deutlich zugenommen haben. Insgesamt dürfte der Wert der Schweizer Auslandeinkäufe (stationär und online) 2015 annähernd CHF 11 Mrd. betragen haben. 

Bei Textilien und Bekleidung fliessen laut der Credit Suisse nur noch 57 Prozent der Ausgaben an Schweizer Händler und Produzenten. Bei Möbeln sind es noch 78 Prozent, bei Lebensmitteln 79 Prozent. Für 2016 erwarten die Analysten einen gleichbleibend regen Einkaufstourismus. Allerdings sollten die Detailhandelsumsätze in der Schweiz leicht anziehen, da die Schweizer Haushalte über ein real höheres Einkommen verfügten und die Nettozuwanderung trotz Abschwächung immer noch hoch sei.

Strukturell teurer

Der Einkaufstourismus wird laut Studie durch die anhaltend hohen Preisunterschiede zwischen der Schweiz und den wichtigsten Herkunftsländern der Importe getrieben. Bereits 2014, also noch vor Aufhebung des Mindestkurses waren Lebensmittel in der Schweiz um 30 Prozent teurer, bei Möbeln um 26 Prozent und bei Textilien und Bekleidung sogar um 38 Prozent.  Die Studie erklärt diese Unterschiede mit den höheren Kosten in der Schweiz, vor allem die höheren Arbeitskosten.

Entspannung erwartet

Die Ökonomen der Credit Suisse erwarten für den Detailhandel im Jahr 2016 insgesamt eine leichte Entspannung. Der Euro-Franken-Wechselkurs dürfte aufgrund den Negativzinsen und sporadischen Fremdwährungskäufen der Schweizerischen Nationalbank bei rund 1.10 verharren. Gemäss den Ökonomen stabilisiert sich der Einkaufstourismus deshalb voraussichtlich auf dem hohen Niveau von 2015. 

Die Konsumentenstimmung dürfte keine markante Aufhellung erfahren. Dank des etwas höheren verfügbaren Einkommens und der sich nur leicht abschwächenden Nettozuwanderung erwarten die Ökonomen dennoch, dass sich die realen Detailhandelsumsätze deutlich besser entwickeln werden als 2015. Die Preisrückgänge im Detailhandel dürften sich 2016 abschwächen und die nominalen Umsätze sich stabilisieren.

Die erwartete leichte Entspannung zeigt sich auch in der Umfrage des Beratungsunternehmens Fuhrer & Hotz: Von den über 200 befragten Händlern und Herstellern budgetieren 53% für 2016 höhere Umsätze als im Vorjahr. Dabei sind die Unternehmen aus dem Food-Segment etwas optimistischer als jene aus dem Near- und Non-Food-Segment.