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Unternehmen und Märkte

Die Welt der Ladenbau-Systeme

Die Welt der Ladenbau-Systeme
Systeme aus gedrucktem 3D-Beton werden als Innovation für die kommende Euroshop angekündigt.
Bild: 3D Betondruck Solutions

Vom 16. bis 20. Februar 2020 findet in Düsseldorf die nächste Ausgabe der nur alle drei Jahre stattfindenden Euroshop statt, die sich längst als globale Leitmesse für Handel und Ladenbau etabliert hat. Deshalb wirft der Schweizer Ladenbauer Binder Interior wieder einmal einen fokussierten Blick auf die Hardware-Welt der Ladengestaltung, der Store-Möblierung und der Shop-Systeme.

Die Veränderungen in der Welt der Ladenbau-Systeme werden auch in Düsseldorf zu sehen sein. Klassische, nach dem Baukastenprinzip entwickelte, Systeme haben für den Lebensmittelhandel (und generell für diskontierende Betriebs-typen) nach wie vor grosse Bedeutung. Im modisch orientierten Handel ist häufig ein Mix aus Systemen und individuellen Lösungen zu sehen. Ein wesentlicher Vorteil von Systemen liegt im geringeren Preis im Vergleich zu individuellen Lösungen, resultierend aus der meist industriellen Fertigung. Lagernde oder vorgefertigte 
Systeme ermöglichen auch kürzere Lieferzeiten. Wegen der Austauschbarkeit und Höhenverstellbarkeit der Warenträger bieten Systeme auch ideale Voraussetzungen für ein professionelles Visual Merchandising. Auch spätere Veränderungen/Ergänzungen bei der Einrichtung lassen sich leichter bewerkstelligen. Ein Nachteil von Ladenbau-Systemen liegt in der Gefahr einer gewissen Uniformität.

Der Vormarsch vertikaler Anbieter und internationaler Brands im Handel hat auch in der «System-Kultur» Spuren hinterlassen. Diese Firmen entwickeln für ihre Auftritte eigene Ladenbau- und Möbel-Systeme, die mit einem individuellen Branding ein einzigartiges Erscheinungsbild schaffen. Die Visual Merchandising-Manuals solcher Marken beinhalten häufig bereits konkrete Vorgaben für die Ladenmöblierung. Nicht selten spielen dabei im Hintergrund ebenfalls Systemlösungen im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle.

Für den Fachhandel, ganz speziell auch bei modisch orientierten Sortimenten, haben designprägende Ladenbau-Systeme an Bedeutung verloren. Meist werden sehr individuelle, sortimentsspezifische Lösungen entwickelt, wobei durchaus Systemkomponenten in Form von Regal-stehern oder geschlitzten Metallprofilen integriert werden, um Flexibilität im Warenträgereinsatz zu gewährleisten. Im Spannungsfeld von Individualität und Wirtschaftlichkeit verfolgt auch Binder Interior bei der Planung von Fachgeschäften diese Philosophie.

Die «Big Player»

Ladenmöbel und -Systeme lassen sich nach verschiedenen Kriterien gliedern – etwa nach den Einsatzorten Wand und Mittelraum. Design, Form, Funktion und Bestückung orientieren sich dabei am Sortiment sowie der notwendigen Flexibilität und Belastungsmöglichkeit. Aber auch das Angebots- und Preisniveau des angebotenen Sortiments spielt bei der Ausgestaltung von Systemen und Möbeln eine Rolle.

Im Wandbereich kann man zwischen vertikalen und horizontalen Tragsystemen, Einpunkt-Tragsystemen sowie frei stehenden und abgehängten Tragsystemen unterscheiden. Am häufigsten eingesetzt werden Regale in Form vertikaler Tragsysteme. Diese klassischen Ladenbau-Regale werden aus geschlitzten Metallprofilen (Regalstehern) gebildet, wobei in die  Schlitze Warenträger eingehängt werden. Die Dimension der Schlitze (Schlitzbild) ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich und definiert die Höhenverstellbarkeit der Warenträger. Den Abstand von Regalsteher zu Regalsteher nennt man Achsmass, wobei 625 Millimeter, 1000 Millimeter und 1250 Millimeter gängig sind. Meist werden zwischen den Regalständern Rückwände eingesetzt, dabei sind Materialien wie Holz beziehungsweise Hartfaser (auch mit Stoff bespannt), Metall, Lochplatte oder (Plexi-) Glas möglich.

Bei horizontalen Tragsystemen sind Metallschienen horizontal in ein Trägermaterial (meist Holz beziehungsweise Spanplatte) eingelassen. In diese Schienen werden horizontal verstellbare Warenträger eingesetzt. Allerdings ist die mögliche Gewichtsbelastung solcher Systeme wesentlich geringer als bei vertikalen Systemen. Auch deshalb liegt der Einsatzbereich eher bei modisch orientierten Branchen und Accessoires. Ähnliches gilt für die elegant wirkenden Einpunkt-Tragsysteme, bei denen die Warenträger über Buchsen, die in ein Trägermaterial (Holz, Gipskarton, Mauerwerk und ähnliches) eingelassen sind, eingesteckt werden.

Im Mittelraum sind Gondeln die am häufigsten eingesetzten «Präsentatoren». Sie sind aus den klassischen Ladenbau-Regalen abgeleitet, wobei die Warenträgereinhängung jedoch doppelseitig vorgesehen ist. Stirnseitig werden ergänzend sogenannte Gondelköpfe für Sonderplatzierungen eingesetzt. Bei Gondeln bis zu einer Höhe von 1,60 Metern bleibt die Übersicht im Verkaufsraum gewährleistet, grössere Höhen sind vor allem im Lebensmittelhandel üblich. Durch ihre räumliche Positionierung geben Gondeln auch die Wegführung in grösseren Läden vor.

Im Modehandel dominieren Ständersysteme den Mittelraum. Meist sind sie über Lenkrollen fahrbar ausgestattet und ermöglichen so eine hohe Flexibilität. Der klassische Rundständer ist die Präsentationssprache der diskontierenden Betriebstypen. Doppelständer und Kreuzständer sind weitere beliebte Varianten. Freistehende Ständersysteme können sowohl an der Wand, als auch im Mittelraum eingesetzt werden. Zu sehen sind in der Modewelt auch Shop-Systeme aus (geschlitztem) Rundrohr, von der Decke abgehängte Systeme, Gittersysteme sowie markenspezifische Shop-in-Shop-Systeme.

Warenträger, Tische und Vitrinen

In der Welt der eigentlichen Warenträger, also mit beziehungsweise auf denen die angebotene Ware unmittelbar präsentiert wird, haben Fachböden (auch Fächer oder Tablare genannt) die grösste Bedeutung. Meist werden sie über Konsolen in geschlitzte Systeme eingehängt. Die Materialvielfalt ist enorm, sie reicht von Blechfächern (vor allem im Lebensmittelhandel), über Holz, Gitter und Glas bis hin zu naturnahen Materialien wie Bambus. Vielfach sind die Fächer mit Preisschienen, zunehmend auch elektronisch gesteuerten, ausgestattet. Im gehobenen Bereich sorgen hinterleuchtete Varianten für gestalterische Akzente.

Der Klassiker der Mode-Präsentation ist der sogenannte Konfektionsrahmen, dabei handelt es sich um einen meist horizontal einhängbaren Metallrahmen zur Aufnahme von Kleiderbügeln. Die Palette dieser meist verchromten Warenträger ist aber breit und umfasst etwa auch Tragestangen, Schrägabhänger, Stufenarme sowie spezielle Lösungen für einzelne Branchen und Sortimente (wie zum Beispiel für Schuhe und Sportartikel).

Verkaufs- und Vorlegetische sowie Vitrinen zählen im weiteren Sinn ebenfalls zu den Warenträgern - mit einem ebenfalls sehr breiten Material- und Anwendungs-spektrum. Eine spezielle Form von Tischen sind Kassentische bzw. komplette Kassenanlagen. In Warenhäusern leisten aus (Schau-) Tischen gebildete Thekenanlagen (auch Karree genannt) nach wie vor gute Dienste. Für hochwertige Artikel wie Uhren/Schmuck oder Elektronik sind versperrbare Glasvitrinen mit integrierter Beleuchtung eine gefragte Lösung. Auch für sie gibt es kostengünstige Systeme, bei denen der Rahmen aus  (Alu-) Profilen gebildet wird.

Branchenspezifische Ladenbau-Systemlösungen sind vor allem im Lebensmittelhandel anzutreffen. Allein das Thema Kühlung und Kühlmöbel würde ein eigenes Kapitel füllen und hat durch die «Gastronomisierung des Handels» eine zusätzliche Facette erhalten. Aber auch bei Apotheken und im Buchhandel mit den dort anzutreffenden Stollenregalen gibt es individuelle Feinheiten.

Erobert der 3D-Betondruck den Ladenbau?

An der Euroshop waren zuletzt grosse Innovationen im System-Ladenbau dünn gesät. Diesmal kann man aber durchaus Überraschungen erwarten. So zum Beispiel im Bereich der weiteren Integration digitaler Tools in die Shop-Gestaltung. Im Apothekenbau ist der Einsatz von Lager-Robotern ein grosses Thema. Und angekündigt ist auch, dass die revolutionäre Technologie des 3D-Drucks in Form von 3D-Betondruck-Lösungen künftig eine wesentliche Rolle im Ladenbau spielen soll. Abseits der Ladenbau-Systeme darf man vor allem spektakuläre neue Trends in der Shop-Beleuchtung erwarten. Es gibt also viele Gründe an der Euroshop 2020 dabei zu sein.

www.ch-binder-ag.ch