Wie Marcel Kreber, Direktor des Schweizerischen Brauerei-Verbands (SBV), kürzlich an der Jahres-Medienkonferenz mitteilte, verzeichnete der gesamte Biermarkt Schweiz im Braujahr 2017/18 (1. Oktober 2017 bis 30. September 2018) eine Zunahme von 1,8 Prozent auf 4'695'475 Hektoliter Bier (entspricht 469'547'500 Litern). Das Resultat ist geprägt durch eine Zunahme des Inlandausstosses aller Schweizer Brauereien um 3,9 Prozent auf 3'603'485 Hektoliter (Vorjahr: 3'467'365 Hektoliter), was einem Gesamtmarktanteil von 76,7 Prozent (Vorjahr: 75,2 Prozent) entspricht. Die Bierimporte verzeichneten ein Minus von 4,6 Prozent auf 1'091'990 hl Bier (Vorjahr: 1'144'896 Hektoliter) und weisen dementsprechend einen Anteil von 23,3 Prozent am Gesamtmarkt auf (Vorjahr: 24,8 Prozent).
Spezialbiere immer beliebter
Zugelegt haben in der Schweiz vor allem die Spezialitätenbiere, welche nun einen Anteil von 18 Prozent (Vorjahr: 16 Prozent) am Gesamtkonsum aufweisen. Das untergärige Lagerbier und das Spezialbier (Schweizer Version des Pils') erreichen einen Anteil von 82 Prozent. Der Pro-Kopf-Konsum dürfte nach ersten vorläufigen Berechnungen bei 55 Litern (Vorjahr: 54,3 Liter) liegen.
Alkoholfreie Biere mit tiefem Marktanteil
Die alkoholfreien Biere verharren in der Schweiz auf einem vergleichsweise tiefen Niveau von 3 Prozent des Gesamtabsatzes. Laut Kreber nehme aber der Konsum von alkoholfreien Bieren stetig, wenn auch nur leicht, zu.
Warmer Frühling und heisser Sommer steigern Bierausstoss
Das Wetter 2018 war ausgesprochen warm und regenarm. So ergaben sich viele Gelegenheiten, draussen einen schönen lauen Abend zu geniessen. Zahlreiche Veranstaltungen und Aktivitäten im Freien haben davon profitiert und viele Besucher angelockt. Im Vergleich zu den Vorjahresmonaten verzeichneten namentlich die Monate April, Mai und Juli einen ausserordentlichen Anstieg des Bierausstosses. Diese Tatsache spiegelt sich auch im Klimabulletin von MeteoSchweiz. So wurde der fünftwärmste Julimonat seit Messbeginn 1864 registriert. Auch die Monate April bis Juni erreichten Temperatur-Spitzenplätze.
Zwei neue Mitglieder beim Schweizer Brauerei-Verband
Die Brauerei Erusbacher & Paul aus Villmergen und WhiteFrontier aus Martigny wurden im Schweizer Brauerei-Verband (SBV) als neue Mitglieder herzlich aufgenommen. Beide Brauereien legten seit ihren Gründungsjahren ein rasantes Wachstum vor und haben den Markt und die Konsumenten mit ihren Bieren und der entsprechenden Vielfalt überzeugt.
Verdrängungswettbewerb und 1000 Braustätten
Der Schweizer Biermarkt ist hart umkämpft, es ist ein eigentlicher Verdrängungswettbewerb im Gange. Während einzelne Braustätten von der Bildfläche verschwinden, drängen unverdrossen neue Anbieter auf den Markt. Per 26. Oktober 2018 wurden total 995 Braustätten im «Verzeichnis der steuerpflichtigen Inlandbrauereien» der Eidgenössischen Zollverwaltung geführt. Im September 2017 waren es noch 833. Somit setzt sich der «Gründungsboom» ungebremst und gar verstärkt fort. Fakt ist aber auch, dass im Berichtsjahr einzelne Brauereien ihre Tätigkeiten aus vornehmlich wirtschaftlichen Gründen wieder einstellen mussten. So mussten beispielsweise die beiden Brauereien «523» aus Bern oder «Em Bebby sy Bier» Konkurs anmelden. Als Braustätte gilt, wer berufs- oder hobbymässig mehr als vier Hektoliter (400 Liter) Bier pro Jahr braut oder dieses unabhängig von der Menge abgibt oder verkauft - sprich in Verkehr bringt.
Schwergewicht Bierbrauer-Ausbildung
Pro Jahr beenden in der Schweiz rund 10 Lernende ihre Ausbildung zum Bierbrauer. Diese Tatsache steht im Gegensatz zu der grossen Nachfrage der Branche nach ausgebildeten Berufsleuten. Auch wenn die Zahl an neuen Brauereien stetig wächst, ist zu bemerken, dass über 99 Prozent des Schweizer Bieres von 51 Brauereien gebraut werden. Ihnen gemein ist, dass sie alle jährlich über 1000 Hektoliter (100'000 Liter) Bier ausstossen und das Bierbrauen professionell betreiben. Sie verfügen über Brauerei-Infrastrukturen, mit welchen eine Ausbildung der Lernenden in den meisten Fällen im Betrieb selber sichergestellt werden kann. In kleineren Braustätten ist dies nicht immer der Fall, so kann zum Beispiel eine Flaschenabfüllanlage fehlen. Dem/der Lernende/n ist es somit nicht möglich, in der eigenen Brauerei zu lernen, diese zu bedienen. Es muss somit eine Partnerbrauerei gefunden werden, welche diesen Ausbildungsteil anbieten und die Lücke schliessen kann. Hier ist der Schweizer Brauerei-Verband zusammen mit den Ausbildnern, den Brauereien und den Kantonen gefordert, die Koordination sicherzustellen. Das strategische Ziel ist klar: Es sollen mehr junge Leute motiviert werden, die Ausbildung zum Bierbrauer (Lebensmitteltechnologen, Schwerpunkt Bier) in Angriff zu nehmen und diese abzuschliessen.