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Unternehmen und Märkte

«85 Prozent weniger Treibhausgase»

Haben Sie schon mal von HVO100-Klimaschutz-Diesel gehört? Nicht? Sollten Sie aber, falls Sie eine Flotte betreiben oder managen. Harald Klein, Geschäftsführer der Schweizer Firma New Process AG, sagt uns, warum ein solcher Hochleistungskraftstoff XTL neue Massstäbe in puncto Umweltverträglichkeit und Schadstoffreduzierung setzt. Und auch, warum HVO100-Diesel gerade jetzt Sinn macht.

 

Herr Klein, was ist der Klimaschutz-Diesel HVO100 genau?
Der Klimaschutz-Diesel HVO100 von New Process ist ein Hochleistungskraftstoff XTL, der über den gesamten Herstellungsprozess inklusive der Verbrennung 85 Prozent weniger Treibhausgase generiert und auch bei den anderen Schadstoffen wie Stickoxiden und Feinstaub eine bessere Bilanz als fossiler oder auch Bio-Diesel (FAME) aufweist. Anders ausgedrückt: Mit HVO100-Diesel können dieselbetriebene Fahrzeuge nahezu klimaneutral betrieben werden – und das sofort. 

Wie sieht es bei der Klimabilanz aus?
Die Klimabilanz von HVO100-Klimaschutz-Diesel ist in vielen Ländern besser als jene von Elektrofahrzeugen – in der Schweiz, wo zweitere zu einem hohen Anteil mit Strom aus erneuerbaren Energien geladen werden, ist die Bilanz ähnlich gut. Dies jedoch ohne hohe Investitionskosten: HVO100-Diesel kann für dieselben Fahrzeuge, die heute im Einsatz sind, ohne Anpassungen getankt werden.

Und wie wird der HVO100-Diesel in der Schweiz eingesetzt?
Der HVO100-Diesel erfüllt die Norm DIN EN 15940 für paraffinische Dieselkraftstoffe und ist hierzulande bislang im Transportwesen im Einsatz. Sei es bei LKWs, PWs, aber auch  bei Dieselloks und Bauzügen der SBB (unter der Bezeichnung SAF – Sustainable Aviation Fuel – wird HVO auch etwa von der Swiss und Lufthansa als Flugtreibstoff eingesetzt). Wir haben das Angebot in der Schweiz bereits vergrössert. Für uns stehen vor allem Firmen im Fokus, welche wir direkt ab Lager beliefern. Transportbetriebe, der öffentliche Verkehr, die Baubranche und auch die Landwirtschaft sind stark im Wandel.

Ist das so klimaeffizient wie Strom?
HVO steht für Hydrotreated Vegetable Oil, also hydriertes Pflanzenöl, und dieser Diesel wird zu hundert Prozent aus erneuerbaren biologischen Abfällen wie gebrauchten Speiseölen und Fetten sowie Reststoffen der Lebensmittel- oder Zellstoffindustrie hergestellt. Für die Herstellung wird die Lebensmittelproduktion nicht konkurrenziert und es werden keine landwirtschaftlichen Flächen benötigt. Das unterscheidet ihn – neben dem geringeren Schadstoffausstoss – vom bekannten Bio-Diesel, der auf Rohstoffen basiert, für die landwirtschaftliche Flächen der Lebensmittelproduktion entzogen werden. Die Details der Klimaeffizienz sind komplex und müssen ganzheitlich betrachtet werden. Die verschiedenen Herstellmethoden können stark variieren. Darum ist eine Pauschalaussage schwierig. HVO wird aus Abfällen hergestellt und ist eine geschlossene Kreislaufwirtschaft.

Wie sieht das beim Thema Kosten aus?
Klimaschutz-Diesel kann für dieselben Fahrzeuge, die heute im Einsatz sind, ohne Anpassungen getankt werden. Das heisst, es fallen keine Investitionskosten an. Somit werden auch keine zusätzlichen Ressourcen verbraucht – welche oft nicht miteinkalkuliert werden. 

Und konkret beim Preis pro Liter?
Der Preis liegt nur leicht über dem fossilen Diesel und ist – je nach Marktschwankung – mit 30 bis 50 Rappen pro Liter moderat. Dieser Mehrpreis relativiert sich umso mehr, wenn man bedenkt, dass man damit ab sofort beinahe klimaneutral verkehrt. 

Kann jedes Fahrzeug HVO tanken?
KS HVO100 kann in allen dieselbetriebenen Fahrzeugen eingesetzt werden – entweder in Reinform oder mit fossilem Diesel gemischt. Die allermeisten Fahrzeughersteller haben die Nutzung von HVO100-Diesel längst freigegeben. Wir empfehlen, den Hersteller vorab anzufragen.

Und gemischt – geht das auch?
Als Drop-in-Lösung ist die Mischbarkeit ein grosser Vorteil des Kraftstoffs. Er kann in einem beliebigen Verhältnis mit handelsüblichen Dieseltreibstoffen nötigenfalls gemischt werden. Somit voll vor- und rückwärtskompatibel. 

Wenn ich das jetzt eine interessante Lösung finde, aber noch etwas unsicher bin. Kann ich den HVO100-Diesel bei Ihnen auch testen?
Über New Process AG können Kleinmengen ab 200 Liter oder ein Miettank mit 1000 Litern bestellt werden. Da keine Umrüstungs- oder andere Investitionskosten anfallen, kann der Diesel so ganz einfach getestet werden.

Ist HVO ein Bio-Diesel?
Nein. Bio-Diesel basiert auf pflanzlichen Rohstoffen, für die landwirtschaftliche Flächen der Lebensmittelproduktion entzogen werden. HVO wird hingegen aus biogenen Reststoffen und Abfallfetten hergestellt, die bislang grösstenteils entsorgt wurden. Auch technisch ist der von New Process AG angebotene KS HVO100 den anderen Dieselvarianten deutlich überlegen.

Angenommen, alle wollen jetzt HVO-Diesel. Gibt es denn genug Rohstoffe für HVO-Diesel?
Viele Raffinerien sind daran, ihre Kapazitäten massiv auszubauen. Die Forschung sucht auch immer mehr Grundstoffe, welche energetisch noch genutzt werden können. Die Schweizer Volumen sind auf dem Weltmarkt verschwindend klein. Also: Ja, bis auf Weiteres gibt es genügend HVO.  

Wie wird HVO-Diesel hergestellt?
Durch das Hydroprocessing werden gereinigte und vorbehandelte Abfallfette und Speisereste sowie tierische Abfälle mit Wasserstoff hydriert. Aus den Fettsäuren entstehen so Paraffine. Diese werden anschliessend isomerisch modifiziert, um die Fliesseigenschaften zu optimieren. 

Herr Klein, fahren Sie Selbst mit HVO Klimaschutz-Diesel?
Ja, selbstverständlich. Sämtliche unserer Firmenfahrzeuge – Lkw und Pw – nutzen den nachhaltigen Treibstoff! Wir stellen auch eine leichte Reduktion des Verbrauchs fest. 

Was genau macht dabei Ihre Firma, die New Process AG?
New Process AG ist die grösste Anbieterin von Spezialtreibstoffen in der Schweiz. Wir vertreiben ausserdem als Erste in der Deutschschweiz flächendeckend HVO100-Treibstoff direkt an Geschäftskunden.

Interview: Matej Mikusik

www.new-process.ch