Am feierlichkeiten Anlass der Swiss Retail Federation wurde auch eine neue Studie zum Einkaufsverhalten und zur Einkaufszufriedenheit von Konsumenten im Schweizer Detailhandel vorgestellt. Eines (von vielen) Faziten der Studie: Noch immer kaufen 61 Prozent in der Schweiz stationär ein. Am Swiss-Retail-Jubiläumsanlass beleuchteten zudem prominente Referenten die Herausforderungen des aktuellen Strukturwandels in der Detailhandelsbranche.
Um den dramatischen Strukturwandel im Schweizer Detailhandel besser zu verstehen, hat die Swiss Retail Federation, der Verband der mittelständischen Detailhandelsunternehmen (stationär und online), Tausende von Konsumenten zu ihrem Einkaufsverhalten und ihrer Einkaufszufriedenheit befragen lassen. «Aktionitis» ist überholt. Omni-Channel als kanalübergreifendes Geschäftsmodell ist ein Umsatzverstärker und sorgt für mehr Zufriedenheit bei den Kunden. Und noch immer kaufen 61 Prozent der Konsumenten hauptsächlich im Laden ein. Das sind die drei Hauptergebnisse aus der vom Beratungsunternehmen Oliver Wyman verfassten Studie «Retail’s revolution: Die neue Kundschaft des Schweizer Detailhandels», welche anlässlich der 80-Jahre-Jubiläumsfeier der Swiss Retail Federation in Bern präsentiert wurde.
Omni-Channel als Umsatzverstärker
Die Ergebnisse bestätigen und erstaunen zugleich. «Aktionitis» ist überholt: So sind Rabattschlachten wie Black Friday für die Branche ein Eigengoal. Sie sprechen mehrheitlich Käufer an, die bereits die entsprechende Einkaufabsicht hatten. Grundsätzlich halten Schweizer Konsumenten Dauertiefpreise für wichtiger als Aktionen. Es kaufen immer noch 61 Prozent hauptsächlich im Laden ein, was für die Belebung der Innenstädte und Ortskerne bedeutsam ist. In manchen Segmenten fällt dieser Wert jedoch viel geringer aus. Auch zeigten die Ergebnisse, dass sich die untersuchten Aspekte bezüglich der Zufriedenheit der Befragten innerhalb der zwölf untersuchten Branchensegmente stärker unterscheiden als zwischen dem Einkaufskanal (Kauf im Laden oder Online).
Für Dagmar Jenni, Geschäftsführerin von Swiss Retail, unterstreichen die Ergebnisse: «Der Omni-Channel-Ansatz ist ein Umsatzverstärker, ist diese Kundschaft doch zufriedener und einkaufsfreudiger.» Der Wertewandel und die neue Lebensgestaltung der Kunden zwinge den Detailhandel, grundsätzlich zu Omnichannel-Anbietern und letztlich zu Ecosystem-Providern zu werden. Nordal Cavadini, Partner bei Oliver Wyman, hielt anlässlich der Präsentation der Ergebnisse fest: «Aus Konsumentensicht war es nie einfacher, einzukaufen. Aber aus Händlersicht war es vermutlich noch nie so schwierig, das Geschäft erfolgreich weiterzuentwickeln.» Gleichzeitig machte er den anwesenden Swiss Retail-Mitgliedern und Gästen aus der Detailhandelsbranche aber auch Hoffnung: «Online bieten sich Möglichkeiten für neue wie auch für etablierte Händler an.»
Strukturwandel: prominente Referenten
Die Jubiläumsfeier stand generell im Zeichen des Strukturwandels im Detailhandel. Der an der vorangehenden Mitgliederversammlung neu gewählte Swiss-Retail-Vizepräsident Jérôme Gilg (frisch gebackener CEO der Schweizer Warenhausgruppe Manor, vorher war er CEO der Baumarktkette Jumbo) hielt in seinem Begrüssungswort darum auch fest, dass man bewusst keinen Historiker eingeladen habe, sondern über das herausfordernde Hier und Jetzt sowie über die Zukunft diskutieren wollte. Die Referate von Dr. Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO, zum Thema «Strukturwandel – ein Segen!» sowie Manuel P. Nappo, Leiter des Institute for Digital Business der Hochschule für Wirtschaft Zürich, zum Thema «Willkommen im digitalen Jetzt» gaben den anwesenden Gästen und Mitgliedern entsprechende Impulse für den Umgang mit den herausfordernden Wettbewerbsbedingungen. Zum Abschluss überbrachte zudem Kaspar Engeli, Direktor des Dachverbands Handel Schweiz, seine Glückwünsche zum 80-jährigen Jubiläum der Swiss Retail Federation.
Manuel P. Nappo erklärte in seinem sehr informativen, teilweise auch nachdenklich stimmenden Referat zum digitalen Status Quo, dass die Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern weltweit eine hohe Penetration an mobilen elektronischen Geräten aufweise. Das Smartphone bezeichnete Nappo als das aktuell «persönlichste Gerät von uns Menschen». Die Bedeutung des Smartphones sei riesig: «Mobile ist die Fernbedienung des Lebens».