«Do your best – and take care for the rest!»
Die Saropack AG zählt zu den innovationsstärksten Schweizer Unternehmen im Bereich umweltfreundlicher Verpackungen. Gemeinsam mit der Stiftung «myclimate» arbeitet der Ostschweizer Spezialist seit Jahren daran, CO₂-Emissionen transparent zu berechnen, den Recyclinganteil zu erhöhen und gleichzeitig die hohen Anforderungen der Lebensmittelindustrie einzuhalten. Im Interview erklären Urs Stillhard, Geschäftsleiter Saropack AG, und Ottavio Scatà, Teamleiter Corporate Partnerships bei «myclimate», wie nachhaltige Folien-Produkte entstehen, wo Unternehmen heute noch zögern und was Besucherinnen und Besucher an der Fachmesse «Empack» Schweiz vom 28. und 29. Januar 2026 auf dem Messegelände der Bernexpo in Bern erwartet.

Im Gespäch mit Urs Stillhard von Saropack und Ottavio Scatà von myclimate.
Herr Stillhard, warum ist nachhaltige Folienverpackung heutzutage kein Nice-to-have mehr, sondern eine Grundvoraussetzung für marktfähige Produkte?
Nachhaltigkeit ist heute ein klar formuliertes Kundenbedürfnis – genauso wie Effizienz oder Funktionalität. Gleichzeitig erwartet die Gesellschaft, dass wir mit Kunststoff verantwortungsvoller umgehen als früher. Für Saropack ist Nachhaltigkeit deshalb ein strategischer Pfeiler unserer Produktentwicklung. Wir wollen nicht missionieren, sondern Lösungen bieten, die unseren Kundinnen und Kunden helfen, ihren Weg in Richtung umweltfreundlicher Verpackungen zu gehen.
Herr Scatà, wie verändert sich aus Sicht von myclimate der Druck auf Unternehmen, glaubwürdigen Klimaschutz tatsächlich umzusetzen, statt nur darüber zu sprechen?
Der Druck steigt von mehreren Seiten. Einerseits rücken grosse Unternehmen ihre Lieferketten stärker in den Fokus und fordern messbare Emissionsreduktionen. Verpackungen sind zwar nicht der grösste Emissionsfaktor, aber sie sind berechenbar und sie lassen sich kommunikativ gut erklären. Andererseits verschärfen die EU und einzelne Länder ihre Regulierungen. Die Schweiz orientiert sich in vielen Bereichen daran. KMU spüren diesen Druck immer deutlicher.
Wo liegt aus Ihrer Sicht die grösste Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität beim Thema Nachhaltigkeit in der Schweizer Verpackungsindustrie?
Scatà: Viele Kundinnen und Kunden wünschen sich nachhaltige Verpackungen – aber die Zahlungsbereitschaft ist je nach Anwendung noch gering. Zudem fehlt teilweise das Verständnis, dass eine gute Verpackung positive Auswirkungen hat und sogar CO₂ spart, indem sie zum Beispiel «Food Waste» deutlich reduziert. Zum Glück gibt es gleichzeitig Unternehmen wie Saropack, die sehr konsequent an Innovationen arbeiten. Die Branche ist in Bewegung, aber noch nicht flächendeckend.
Stillhard: Wir erleben oft, dass Unternehmen etwas tun wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen. 80 Prozent unserer Kundenbesuche drehen sich inzwischen um Nachhaltigkeit. Die Unsicherheit ist gross: Was ist gesetzlich gefordert? Was bringt tatsächlich etwas? Und was ist wirtschaftlich machbar? Hier sind Beratung, realistische Schritte und Transparenz notwendig – auch hinsichtlich der Kosten und der Machbarkeit.
Sie sprechen die Kosten an: Nachhaltige Innovationen sind oft teurer. Wie gehen Sie bei Saropack mit diesem Spagat um?
Wir unterscheiden klar zwischen dem Preis eines Produkts und dem Anteil für Klimaschutz-Massnahmen. Unsere Aufgabe ist es, Lösungen wirtschaftlich attraktiv zu halten und zugleich die Transformation zu ermöglichen. Neue Materialien sind in der Startphase teurer – aber sobald die Mengen steigen, werden sie wettbewerbsfähiger. Wichtig ist, überhaupt loszugehen.
Sie bringen eine neue Feinschrumpffolie mit einem 30-prozentigen PCR-Rezyklatanteil auf den Markt. Was zeichnet diese Folie aus?
Die grosse Herausforderung bei der «Saro Fresh Oxbtec-RCB» liegt im Zusammenspiel von Recyclinganteil und Lebensmittelkonformität. Mechanisches Recycling erfüllt diese Anforderungen nicht, weil die Materialströme nicht rückverfolgbar sind. Unsere neuen Produkte basieren auf chemischem bzw. «Advanced Recycling»: Kunststoff wird unter Druck und Temperatur in seine Molekülketten zerlegt und zu Pyrolyseöl verarbeitet, aus dem wieder hochwertiger Kunststoff entsteht, der sauber ist und der Lebensmittelgesetzgebung entspricht.
Wie stark hemmen technische oder regulatorische Vorgaben – etwa die PPWR – die weitere Erhöhung von Rezyklatanteilen?
Die PPWR fordert ab 2030 verbindliche Rezyklatanteile. Für uns als Anbieter von Folien im Lebensmittelbereich ist das besonders anspruchsvoll, weil hier höchste Sicherheit und Rückverfolgbarkeit gelten. Technisch ist vieles möglich, aber der Energieeinsatz ist hoch. Entscheidend wird sein, dass die benötigte Energie künftig aus erneuerbaren Quellen stammt.
Herr Scatà, was macht die Zusammenarbeit mit einem Industriepartner wie Saropack für myclimate besonders spannend?
Saropack ist ein sehr dynamisches KMU, das neue Materialien konsequent weiterentwickelt und deren Klimawirkung von Anfang an mitdenkt. Wir berechnen die CO₂-Emissionen ihrer Produkte und begleiten so auch die strategische Entwicklung des Unternehmens. Gleichzeitig übernimmt Saropack Verantwortung über die eigene Wertschöpfung hinaus und unterstützt Klimaschutzprojekte dort, wo Emissionen nicht vermeidbar sind. Das Zusammenspiel aus Innovation, Transparenz und Kooperation macht die Partnerschaft besonders wertvoll.
Wie stellen Sie sicher, dass der Klimabeitrag nicht als Feigenblatt oder Greenwashing dient?
Transparente Daten sind die Grundlage. Unternehmen wie Saropack liefern uns belastbare Informationen, die wir gemäss internationalen Standards berechnen. Das myclimate-Label wird nur vergeben, wenn die Berechnungen korrekt sind, ein Unternehmen in die Reduktion der eigenen Wirkung investiert und reale Beiträge in zertifizierte Klimaschutzprojekte fliessen. Diese Projekte unterliegen ebenso strengen, unabhängigen Standards wie dem Gold Standard oder Bafu-Richtlinien. Zusätzlich führen wir unabhängige Revisionen durch. Glaubwürdigkeit bildet das Fundament.
Herr Stillhard, welche messbaren Resultate konnten Sie dank myclimate bereits erzielen?
Das Wichtigste war, erstmals belastbare Kennzahlen zu erhalten – sowohl für unsere Organisation als auch für jedes einzelne Produkt. Heute wissen wir exakt, wie viel CO₂ eine bestimmte Menge Folie verursacht. Diese Transparenz ermöglicht uns konkrete Reduktionsziele. Zudem haben wir unser Modell 2021 auf ein «Opt-out»-System umgestellt: Kundinnen und Kunden leisten automatisch einen Klimaschutzbeitrag, sofern sie nicht aktiv widersprechen. Dadurch konnten wir im letzten Jahr über 12'000 Tonnen CO₂ in myclimate-Projekten ausgleichen. Das ist ein starkes Signal für die ganze Branche.
Welche Trends prägen aus Ihrer Sicht die nächste Generation nachhaltiger Verpackungen?
Stillhard: Rezyklate aus «Advanced Recycling» werden stark zunehmen. Gleichzeitig erwarten Kundinnen und Kunden, dass nachhaltige Materialien auf bestehenden Anlagen laufen – ohne Produktivitätsverlust. Innovation muss praktikabel sein.
Scatà: Transparenz wird zentral. Unternehmen müssen erklären können, weshalb eine Verpackung nachhaltig ist, welche Wirkung sie erzielt und wie sie in eine Gesamtstrategie eingebettet ist. Nur glaubwürdige Kommunikation überzeugt.
Wo wünschen Sie sich aus Verbandssicht eindeutigere Rahmenbedingungen?
Scatà: KMU brauchen einfache, einheitliche Regeln und faire Wettbewerbsbedingungen für alle. Verbände wie das SVI spielen eine grosse Rolle, indem sie Wissen vermitteln und Türen öffnen, etwa zu Tools, Podien oder Messeformaten.
Was dürfen Besucherinnen und Besucher der «Empack» Schweiz 2026 von Ihrem Auftritt erwarten?
Stillhard: Wir zeigen live auf Verpackungsmaschinen, wie Folien mit Recyclinganteil im industriellen Alltag funktionieren – transparent, praxisnah, ohne Spezialeffekte. Zudem präsentieren wir gemeinsam mit myclimate einen Best-Practice-Case, der zeigt, wie Klimaschutz und Technologie zusammenspielen können. Wir möchten inspirieren und Mut machen, die ersten Schritte zu gehen.
Warum sollte man am 28. und 29. Januar 2026 unbedingt Ihren Stand besuchen?
Stillhard: Weil wir zeigen, dass nachhaltige Verpackungsinnovationen keine Zukunftsmusik sind, sondern heute funktionieren. Wer verstehen möchte, wie sich Klimaschutz in einer energie- und rohstoffintensiven Branche glaubwürdig umsetzen lässt, findet bei uns konkrete Antworten und Impulse für die eigene Praxis.
Zum Empack 2026 Podcast:
https://plus.rtl.de/podcast/der-easyfairs-podcast-crf6mby2l0ton/neue-folge
Jetzt Ticket sichern – kostenlos mit Einladungscode
Unter dem Motto «Discover, Learn, Connect» lädt die «Empack» alle Fachleute der Verpackungsbranche nach Bern ein. Mit dem Einladungscode «1600» erhalten Besuchende kostenlose Tickets. Der Code gilt auch für die parallel stattfindende «Logistics & Automation 2026» (www.logistics-automation.ch).