Herr Stoffel, wie haben Sie das Retail-Jahr 2014 bisher erlebt? Was waren die Highlights?
Tja, von eigentlichen Highlights zu sprechen ist relativ schwierig. – Mir jedenfalls sind in den ersten Monaten im 2014 keine aufgefallen. Ich stelle bei den Detailhändlern eher noch immer eine grosse Unsicherheit und teilweise auch Orientierungslosigkeit fest. Erste Ergebnisse zeigen umsatzmässig zwar ein leicht positiveres Bild als die letzten Jahre, dies ist jedoch eine Kurzbetrachtung und trifft nicht auf alle Anbieter und Branchen zu. Deutlich zu erkennen ist jedoch, dass sich die beiden Märkte Food und Non-Food je länger je mehr unterschiedlich entwickeln.
Das Retailforum geht im Herbst zum vierten Mal an den Start. Ist alles gut angelaufen?
Ja, wir sind sehr zufrieden. Es ist uns gelungen, auch für dieses Jahr ein attraktives Programm auf die Beine zu stellen und konnten namhafte Referenten und Keynote Speaker für das Retail Forum 2014 gewinnen. Bereits jetzt schon konnten wir zahlreche Anmeldungen verzeichnen. Viele Teilnehmer möchten sich möglichst früh einen Platz am Kongress sichern und vom Early-Bird Frühbucherrabatt profitieren.
Auf was freuen Sie sich bei dieser Ausgabe speziell?
Ganz speziell freuen wir uns über den Beitrag von Dr. Martina Kühne vom GDI. Sie präsentiert die Ergebnisse der Brandneuen GDI „LUXUS“ – Studie. Wir sind aber auch stolz darüber, Herrn Prof. Peter Wippermann vom renommierten Trendbüro Hamburg bei uns zu haben und Heinz Karrer, den Präsidenten von economiesuisse. Gespannt dürfen wir bestimmt auch auf die Ausführungen von Thomas Hochreutener, Direktor Handel GfK Switzerland sein, sein Detailhandels Rück- und Ausblick ist bereits schon Kult am Retail Forum. Zu den Highlights gehört ganz bestimmt auch Publizist und Philosoph, Ludwig Hasler. Ich kenne niemanden, der so charmant und amüsant über „Die Magie der Dinge“ sprechen kann wie er.
Die Zeiten für die Retailer sind herausfordernder und schneller geworden. Geht das so weiter?
Davon gehe ich aus, vor allem für diejenigen Retailer, welche sich an den Kundenbedürfnissen und den Konsumgewohnheiten ihrer Kunden orientieren. (Die anderen haben sowieso keine Überlebenschancen). Das Tempo und die Dynamik, wie sich unsere Konsum-Gesellschaft weiterhin entwickelt und wandelt nimmt bestimmt nicht ab. Aber mindesten gleich wichtig ist es, die Komplexität des Marktes zu verstehen und daraus Lösungsansätze zu entwickeln und dann vor allem...erfolgreich umzusetzen.
Und was heisst das aus Konsumentensicht?
Der Kunde ist heut nicht mehr nur König, er ist der Kaiser! Er gibt den Takt an. Er kann wünschen und er kann wählen. Ihm stehen alle Türen, oder besser Kanäle, offen und er hat alle Optionen. Ob Stationär oder Online, in der Schweiz oder im Ausland, um Mitternacht oder am Sonntag...die gesamte Konsumwelt liegt ihm zu Füssen...
Es gibt ja auch Gegenbewegungen wie "less is more" und der neue Luxus – Zeit, Entspannung, Authentizität werden wichtiger.
Natürlich! Es gibt zu jeder Bewegung eine Gegenbewegung. Aber vor allem gibt es sehr unterschiedliche Bedürfnisse, Wünsche, Wertvorstellungen und Lebensstile. Insofern gibt es nicht „den Trend“ oder „die Bewegung“. Nehmen Sie nur einmal den Begriff „Luxus“; für die Einen ist Luxus Verzicht und für Andere eher Völlerei! Oder anders gesagt: Während gewisse Menschen „less is more“ bevorzugen, streben Andere nach „more for less“.
Und können die Schweizer Offline-Retailer in unserem Markt all die Bedürfnisse der Kunden befriedigen, trotz der Konkurrenz seitens E-Commerce?
Wenn jemand morgens um 02.00h Lust und Zeit hat, sich mit was auch immer einzudecken, dann ist dies wahrscheinlich nur online möglich! Aber für Menschen, welche Freude an persönlichen Kontakten haben und Beziehungen schätzen ist der stationäre Handel etwas Wunderbares. Handel ist und bleibt ein sehr wichtiger Bestandteil für unser soziales Umfeld. Nehmen Sie die alten oder auch neuen Marktplätze als Beispiel; diese Plätze waren und sind heute noch soziale Treff- und Lebensmittepunkte und weit mehr, als nur Orte um „etwas einzukaufen“.
Was heisst eigentlich die Verschmelzung von On- und Offline für den Brand? Was gilt es bei der Markenkommunikation zu beachten?
Das ist eine sehr zentrale Frage und sie lässt am einfachsten beantworten, wenn man das Verhalten oder den Customer Journey der modernen Gesellschaft beobachtet: Ganz unbewusst switcht man heute zwischen der virtuellen und realen Welt umher, sei es um zu kommunizieren oder sich zu informieren, vielleicht auch um bewusst etwas einzukaufen. Der Mensch und Konsument macht dabei keine Unterschiede, ob er mit einer Marke online oder stationär in Kontakt ist. Je nach Ort, Zeit oder Bedürfnis wählt der Mensch den für ihn sinnvollsten Kanal. Für die Marke oder den Anbieter ist es also in erster Linie wichtig, überhaupt erreichbar zu sein und zwar über sämtliche relevanten Kanäle. Der zweite Punkt ist die Message, welche man über den entsprechenden Kanal verbreiten möchte und letztendlich in welcher Form man kommuniziert. Es ist ziemlich einleuchtend, dass dies stationär anders geschehen muss als online. Wichtig dabei ist, dass die Marke ihre Identität bei jedem Touchpoint, egal auf welchem Kanal, beibehält. Kurz gesagt: Ohne klare Multi-Channel Strategie geht es heute nicht mehr!
Eine letzte Frage: Das Retailforum 2014 sollte man definitiv besuchen, weil…
...sich hier die gesamte Schweizer Retail- und Shopping-Center Branche zum jährlichen get-together trifft.
Herr Stoffel, besten Dank für das Interview.
www.retailforum.ch