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Marketing und Management

Allianz Global Wealth Report

Schweizer Haushalte bleiben die reichsten weltweit. Die Vermögensverteilung in der Schweiz wird aber ungleicher.

Die Allianz hat heute die aktuelle Ausgabe ihres "Global Wealth 
Reports" vorgestellt, der die Vermögens- und Schuldenlage der 
privaten Haushalte in über 50 Ländern analysiert. Danach stieg das 
globale Netto-Geldvermögen der privaten Haushalte 2014 um 8,1 Prozent
auf ein neues Rekordniveau von 100,6 Billionen Euro. Die Schweiz 
führt die Rangliste mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen 
von 157'446 Euro (rund 171'600 Franken) zwar wie in den Vorjahren 
unangefochten an, gleichzeitig tragen Herr und Frau Schweizer aber 
mit rund 80'000 Euro (rund 87'000 Franken) pro Kopf auch die höchste 
Schuldenlast im weltweiten Vergleich. Zudem ist die Ungleichheit in 
der Vermögensverteilung weiter gestiegen.

Das globale Vermögen der privaten Haushalte übertrifft laut "Allianz 
Global Wealth Report" mittlerweile den Wert aller weltweit an einer 
Börse gelisteten Unternehmen sowie sämtlicher Staatsschulden. Grund 
dafür sind trotz der niedrigen Zinsen und volatilen Finanzmärkte aus 
makroökonomischer Sicht vor allem die gestiegenen Sparanstrengungen 
der privaten Haushalte. Allerdings sollte diese laut Allianz nicht 
als Sparflut interpretiert werden, denn die hohe Gesamtsumme an 
privatem Geldvermögen dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese 
Vermögen nach wie vor sehr ungleich verteilt sind. "Angesichts 
überschuldeter Staaten und alternder Gesellschaften ist jeder 
Einzelne dazu aufgerufen, eher mehr als weniger für seine eigene 
Zukunft vorzusorgen - das gilt auch für ein reiches Land wie die 
Schweiz", betont Severin Moser, CEO der Allianz Suisse mit Hinblick 
auf die Studie.

Trotz Spitzenposition enttäuschende Vermögensentwicklung in der 
Schweiz


In der Schweiz wuchs das Brutto-Geldvermögen im vergangenen Jahr um 
5,6 Prozent, das Netto-Geldvermögen um 6,7 Prozent. Diese Werte 
liegen nicht nur über denen des Vorjahres, sondern auch über denen 
des Euroraums. Betrachtet man jedoch einen längeren Zeithorizont, ist
die Entwicklung des schweizerischen Privatvermögens eher 
enttäuschend: Seit Ende 2000 stieg das Netto-Geldvermögen nur um 
durchschnittlich 2,3 Prozent pro Jahr, nur Finnland, Italien und 
Griechenland weisen in Europa eine noch schwächere Entwicklung auf. 
Am Spitzenplatz in der Rangliste der 20 reichsten Länder 
(Geldvermögen pro Kopf, s. Tabelle) ändert dies aber nichts: Sowohl 
in der Netto- als auch in der Brutto-Betrachtung (EUR 157.450 bzw. 
bzw. EUR 238.310 oder rund CHF 171'600 bzw. CHF 259'400) steht die 
Schweiz hier seit dem Jahr 2000 ununterbrochen auf Platz 1. 
Allerdings sind die schweizerischen Haushalte auch in einer anderen 
Beziehung Spitze, nämlich bei der Verschuldung: Auch wenn die 
Verbindlichkeiten in den letzten Jahren mit Raten zwischen 3 und 4 
Prozent nicht sehr stark gestiegen sind - und vor allem auch 
langsamer als die Vermögen -, bleibt die Schuldenstandquote 
(Verbindlichkeiten in Prozent des BIP) mit 122 Prozent unverändert 
extrem hoch. Weltweit weisen nur die Dänen, Australier und 
Niederländer eine noch höhere Verschuldung auf. Zum Vergleich: In den
Nachbarländern liegt diese Quote bei 55 Prozent (Deutschland) 
beziehungsweise 51 Prozent (Österreich).

Asien bleibt Wachstumsspitzenreiter

Wie in den Vorjahren war auch 2014 das regionale Vermögenswachstum 
sehr unterschiedlich. Unangefochtener Wachstumsspitzenreiter blieb 
dabei die Region Asien (ex Japan), in der das Netto-Geldvermögen 2014
mit 18,2 Prozent zulegte. Angetrieben wurde dieses Wachstum auch vom 
rasanten (und teilweise nicht nachhaltigen) Anstieg des 
Wertpapiervermögens, insbesondere in China. In den beiden anderen 
aufstrebenden Regionen, Lateinamerika und Osteuropa, verlief die 
Entwicklung dagegen deutlich verhaltener: Das Netto-Geldvermögen 
erhöhte sich nur um 4,2 Prozent (Lateinamerika) bzw. 8,6 Prozent 
(Osteuropa). Erfreulich aus europäischer Perspektive: 2014 konnte der
Euroraum erstmals seit der Finanzkrise wieder ein höheres Wachstum 
als Nordamerika verbuchen. Das kräftige Plus von 6,2 Prozent 
(gegenüber 5,3 Prozent in Nordamerika) verdankte sich dabei 
hauptsächlich der fortgesetzten "Schuldendisziplin": In vielen 
Ländern setzte sich auch 2014 der Abbau der Schulden fort.

Das dauerhaft hohe Wachstum in Asien führt auch zu einer Verschiebung
der Gewichte auf der Vermögensweltkarte. Auf die Region Asien (ex 
Japan) entfielen 2014 gut 16 Prozent des globalen Geldvermögens 
(sowohl in Brutto- wie Netto-Betrachtung). Dies bedeutet gegenüber 
2013 ein Plus von 1,4 Prozentpunkten, seit dem Jahr 2000 hat sich der
Anteil dieser Region mehr als verdreifacht. Im letzten Jahr wurde in 
diesem Aufholprozess zudem eine wichtige Wegmarke passiert: Das 
gesamte Brutto-Geldvermögen Chinas übertraf Ende 2014 erstmals 
dasjenige Japans. "Die Vermögensentwicklung in Asien, insbesondere in
China, verlief in den letzten Jahren wirklich äusserst positiv", 
kommentiert Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. "Eine 
Wachstumsverlangsamung, wie wir sie derzeit erleben, ist nicht 
beunruhigend. Der Aufholprozess Chinas ist damit keineswegs zu Ende, 
China ist heute ein anderes, viel wohlhabenderes Land als noch vor 
fünf oder zehn Jahren. Die positiven Wachstumsimpulse, die von dort 
auf unsere Wirtschaft und Finanzmärkte ausgehen, sind daher immer 
noch gewaltig."

Die zunehmende Bedeutung Asiens wird auch in anderer Perspektive 
deutlich. Im letzten Jahr hat die Zahl der Menschen, die im globalen 
Massstab über ein mittleres Vermögen verfügen, erstmals die Marke von
einer Milliarde überschritten.  Seit 2000 sind nahezu 600 Millionen 
Menschen aus dem Bereich "Low Wealth" in die globale 
Vermögensmittelklasse aufgestiegen. Insgesamt hat sich die Zahl der 
Mitglieder dieser Klasse seit der Jahrtausendwende verdreifacht. 
Allerdings konzentriert sich diese Dynamik vornehmlich auf eine 
Region bzw. sogar hauptsächlich auf ein Land: China. Mittlerweile 
rekrutieren sich etwa zwei Drittel der globalen Vermögensmittelklasse
aus Asien - und 85% davon stammen aus China. Seit Jahrtausendbeginn 
hat sich damit die Bevölkerung mit mittlerem Vermögen in Asien nahezu
verzehnfacht. "Diese Entwicklung unterstreicht den im globalen 
Massstab inklusiven Charakter des Vermögenswachstums, immer mehr 
Menschen können am globalen Wohlstand partizipieren", kommentierte 
Heise.

Vermögen in der Schweiz immer ungleicher verteilt

Die Vermögensverteilung in den einzelnen Ländern stellt sich sehr 
heterogen dar. Dazu hat die Allianz erstmals für jedes Land einen 
Gini-Koeffizienten berechnet, und zwar jeweils für die Vergangenheit 
(Zeitraum um 2000) und heute. Dabei zeigt sich, dass die Zahl der 
Länder, in denen sich der Gini-Koeffizient eher "verbessert" hat 
(d.h. eine stärkere Gleichverteilung anzeigt) ungefähr derjenigen 
entspricht, in denen sich der Gini-Koeffizient eher verschlechtert 
hat. Gerade für die entwickelten Länder trifft dies allerdings nicht 
zu, die Mehrzahl der Länder erlebte hier in den vergangenen Jahren 
eine teils deutliche Zunahme der Ungleichverteilung. An erster Stelle
stehen dabei die USA, in keinem anderen Land hat die Ungleichheit im 
betrachteten Zeitraum so stark zugenommen. Die USA weisen mit 80,6 
den höchsten Gini-Koeffizienten auf. Der Wert für die Schweiz liegt 
bei 61,2 - und damit unter dem Durchschnitt der entwickelten Länder 
(64,6) und auch deutlich unter dem Niveau der Nachbarländer 
(Deutschland: 73,3; Österreich: 73,6). Allerdings hat sich die 
Vermögensverteilung in der Schweiz in der letzten Dekade 
verschlechtert, der Gini-Koeffizient ist um drei Punkte gestiegen.