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Unternehmen und Märkte

«Wir werden das Community-Matchmaking ausbauen»

Die Wirtschaft braucht wieder Messen. Gerade jetzt nach der Corona-Pandemie. Aber es braucht Messen, welche der entsprechenden Industrie auch etwas bringen. Im Gespräch mit Roland Brand, CEO des Messeveranstalters Easyfairs der «DACH»-Region, zur Zukunft der Messewirtschaft zwischen digitaler Transformation und analogem Status Quo.

 

Interview mit Roland Brand, CEO des Messeveranstalters Easyfairs der Region Dach (Deutschland, Österreich und Schweiz)

Die Logistik-Messe «Logistics & Automation» und die Verpackungs-Messe «Empack» in Zürich stehen unmittelbar bevor. Was beschäftigt Sie in diesem Zusammenhang zur Zeit am meisten und lässt Sie nicht beziehungsseise schlecht schlafen?
So kurz vor der Messe schläft man immer etwas unruhiger. Wir wollen unseren Ausstellenden und Partnern eine durchwegs positive Erfahrung bieten und sie auf dem Weg zur Fachmesse bestmöglich unterstützen. Da darf nichts vergessen gehen und man muss auf jedes Detail achten.

Die ausstellenden Firmen sind unsere Stars und wir wollen sie vor der Messe wie auch auf der Messe bestmöglich in Szene setzen. Wir dürfen an der diesjährigen «Logistics & Automation» fast 100 Firmen und Partner in Zürich begrüssen, was ein neuer Rekord ist und den positiven Trend fortsetzt. Da will man alles richtig machen, damit alle Teilnehmenden die zwei Messetage voller Business, Know-how und Networking in vollen Zügen geniessen und ihre Messeziele erreichen können.

Dominierende Themen der Industrie für Fertigung und Robotik sind Kostensteigerungen, Lieferschwierigkeiten, Materialknappheit und der Anspruch an künftige Klimaneutralität in der Fertigung: Was ist davon auf der «Logistics & Automation» und der «Empack» zu sehen?
Davon gibt es in Zürich sehr viel zu sehen. Einerseits zeigen unsere Aussteller, mit welchen innovativen Ansätzen und Lösungen sie diese Herausforderungen angehen. Auf der anderen Seite nehmen diese Themen im Rahmenprogramm einen zentralen Platz ein. So hören wir beispielsweise einen spannenden Vortrag von Lean & Green und Swisscleantech zum Thema «Reduktion der CO2- Emissionen in der Logistik». Viele weitere Programmpunkte drehen sich speziell um Effizienz und CO2-Neutralität im Veranstaltungsformat «Logistics Talks».

Ein weiteres grosses Thema der Wirtschaft ist der Mangel an Fachkräften. Wohin sind diese Fachkräfte während der Covid-Krise entschwunden? Wie findet ein Unternehmen auf dem Werkplatz Schweiz die wichtigen Fachkräfte? Im Ausland?
Die abschliessende Antwort auf diese Fragen habe auch ich nicht. Gerne erwähne ich aber, dass Messen zur Lösung dieser Herausforderung der Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen – auch an der diesjährigen «Logistics & Automation».

Ein Experten-Podium wird sich zum Beispiel im Rahmen der «Logistics Talks» des Themas «Berufsbildung und Fachkräftemangel im 21. Jahrhundert» gezielt annehmen. Auch für die Parallel-Messe «Empack» wurde ein spezifisches Programm mit spannenden Key Notes und Panel-Diskussionen geschnürt. Dazu werden Schulen speziell eingeladen. Und last but not least: unter den Besuchenden einer Messe finden sich natürlich auch immer wieder interessante und interessierte Kandidatinnen und Kandidaten für offene Positionen.

Der erfahrene Messe-Profi Björn Kempe sagt: «Für mich hat online in der Messewirtschaft ganz klar nicht funktioniert und auch hybrid nur bedingt. Ich sehe eher einen Trend zurück zu den Basics im Marketing, zu Medien, sozialen Netzwerken und zu Themenmarketing.» Anderseits hat die Pandemie auch in der Messewirtschaft zu anhaltenden Transformationen geführt. Zu welchen?
Auch wir von Easyfairs führten während und nach der Corona-Pandemie Dutzende Online- und Hybrid-Veranstaltungen in den unterschiedlichsten Formen durch. Das Feedback der Teilnehmenden zeigte uns aber klar, dass das Live-Format, die «echte» Messe, das bei weitem bevorzugte Medium der Unternehmen ist.

Wir glauben auch nicht an hybride Veranstaltungen, bei denen parallel zur Live-Messe, eine Online-Version übertragen wird. Wir glauben aber klar an das Hybride im Sinne einer ganzjährigen, digitalen Bedienung der Aussteller- und Besucher-Communitities mit Informationen rund um das entsprechende Messethema. Diese Transformation vom Messemacher zum Community-Plattform-Betreiber ist eine der offensichtlichsten, die man beobachten konnte.

Braucht die Wirtschaft im Zeitalter der digitalen Transformation eigentlich noch Messen? Welche Messen braucht die Wirtschaft wirklich?
Natürlich braucht es Messen! Gerade jetzt, nach der Pandemie, sind wir sehr glücklich über die vielen Feedbacks von Ausstellerfirmen und Besuchenden, die froh sind, dass es endlich wieder möglich ist, sich live und persönlich zu treffen, Neuigkeiten zu finden und auszuprobieren, die potentiellen Kundendateien wieder zu füllen usw. Übrigens wurde mir bei Firmenbesuchen im Silicon Valley von Hightech-Unternehmen bestätigt, dass auch diese an das Format der Live-Messe glauben und auch für nötig halten.

Welche Messen braucht die Wirtschaft?
Eigentlich jede, welche der entsprechenden Industrie auch etwas bringt. Also jene Messen, die für genügend Aufmerksamkeit sorgen, interessanten Content aufweisen und Innovationen zeigen und welche für die richtige Atmosphäre und Gelegenheit zum Knüpfen von neuen Kontakte sorgen. Messen also, welche den Ausstellenden einen guten ROI («Return On Investment» und den Besucherinnen und Besuchern einen hohen ROT («Return On Time Invested») bescheren.

Nach der «Logistics & Automation» in Zürich ist vor der «All about Automation» in Friedrichshafen und der «Kunstoff Produkte Aktuell» (KPA) in Ulm (beide Messen  finden am 7. und 8. März 2023 statt) respektive der «Kunststofftechnik Nord» (Kuteno) vom 9. bis 11. Mai 2023 in Rheda-Wiedenbrück. Wie sind hier die Anmeldestände? Und vor allem: was sagen die Aussteller zu den bevorstehenden Messen?
Die Anmeldestände sind wirklich hoch erfreulich. An der all about automation in Friedrichshafen wird mit gegen 300 teilnehmenden Unternehmen ein neuer Höchststand erreicht werden, die Kuteno ist schon jetzt praktisch ausverkauft und die KPA wird mit weit über 100 Ausstellenden zum Neustart unter unserer Führung stärker sein als bei der letzten Austragung vor vier Jahren. Ich denke, diese Zahlen und Fakten alleine widerspiegeln den Tenor aus der Wirtschaft: es braucht Messen!

Was ist in Bezug auf die digitale Flankierung der Easyfairs-Messen im 2023 zu erwarten? Wie geht es weiter mit dem Fokus auf Communities?
Die bereits bestehende, umfassende digitalen Flankierung unserer Messen geht mit hohem Tempo weiter. Einerseits sollen die bestehenden Angebote verbessert, andererseits mit neuen Features ausgebaut werden. Vor allem in Richtung Community-Matchmaking wollen wir weiter ausbauen.

Wenn man Sie fragt, was das Mindset von Easyfairs ausmacht, was sagen Sie?
Unsere Denkweise zielt primär darauf, den Communities, also Gemeinschaften zu helfen, ihr Kunden- und Beziehungsnetz zu erweitern. Dafür schaffen wir die jeweils sinnvollsten und nicht grösstmöglichen Formate und veranstalten diese dort, wo es für die entsprechenden Branchen am erfolgversprechendsten ist, und nicht dort, wo unsere eigene Infrastruktur steht.

Zusammen mit den wenig aufwändigen und finanziell überschaubaren all-in-Standangeboten streben wir immer danach, den Ausstellerinnen/Ausstellern und Besucherinnen/Besuchern im Gesampaket den grösstmöglichen ROI respektive ROT zu garantieren und ihnen und ihren Industriezweigen damit bestmöglich zu helfen.

www.easyfairs.com
www.logistics-automation.ch
www.empack-schweiz.ch